Die Pforzheimer Handwerksbäckerei Wiskandt muss ihren Betrieb einstellen. Der Verkauf in den sieben Filialen in Pforzheim, Birkenfeld und Kieselbronn endet heute am Freitag, den 28. März 2025. Zum selben Zeitpunkt endet auch die Versorgung der Lieferkunden. Die anhaltenden Verluste aus dem laufenden Bäckerei- und Verkaufsbetrieb sowie in der Zukunft zwingend anstehende Investitionen hätten es unmöglich gemacht, die Filialen und die Backstube über die zum 1. April erwartete Eröffnung des Insolvenzverfahrens hinaus weiterzubetreiben, heißt es von Schultze & Braun. Das Unternehmen ist mit der Insolvenzverwaltung betraut.
„Ich hätte mir wirklich eine andere Entwicklung für die mehrfach ausgezeichnete Bäckerei gewünscht und es ist bei einer solchen traditionsreichen Vor-Ort-Bäckerei ein Schritt, der alles andere als leicht fällt. Die Bäckerei muss aber in einem Insolvenzverfahren in der Lage sein, ohne operative Verluste zu wirtschaften. Bei den anstehenden Investitionen und dem engen Marktumfeld ist dies nicht nachhaltig möglich. Daher bleibt uns keine andere Wahl, als die Notbremse zu ziehen. Das angestrebte Ziel, die Bäckerei auf Basis der bisher schon erfolgten Sanierungsschritte weiter neu aufzustellen und strategisch neu auszurichten, können wir unter den gegebenen finanziellen Bedingungen und den Veränderungen am Markt ohne einen Investor nicht wie geplant umsetzen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter Holger Blümle von Schultze & Braun.
Der Markt sei für Bäckereibetriebe wie die in dritter Generation geführte Bäckerei Wiskandt in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Die zunehmende Konkurrenz durch immer größer werdende Bäckereiketten sowie Supermärkte und Discounter führt zu sinkenden Gewinnmargen und einem veränderten Einkaufsverhalten der Kunden. „Handwerksbäckereien benötigen heute eine kritische Größe, um in diesem Markt bestehen zu können. Diese Größe kann die Bäckerei Wiskandt trotz der jüngsten Übernahme der Bäckerei Bender und trotz bereits seit längerem eingeleiteter Restrukturierungsmaßnahmen in näherer Zukunft noch nicht erreichen, zumal das Unternehmen diese Übernahme noch nicht vollends verdaut hat und es weiteren Investitionsbedarf in den bestehenden Filialen gäbe“, so Blümle. Die Familie Wiskandt könne diese Investitionen nicht mehr alleine stemmen. Trotz intensiver Suche habe sich aber auch kein Übernehmer gefunden, der bereit und in der Lage wäre, die Bäckerei zu übernehmen und weiterzuführen.
„Die Marktveränderungen, die anstehenden Investitionen und das Fehlen eines möglichen Investors machen eine Weiterführung der Bäckerei unmöglich. Es ist ein schwerer Schritt für mich persönlich und meine Familie insgesamt, die über Generationen mit Herzblut diese Bäckerei betrieben hat. Jetzt gilt das Hauptaugenmerk unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die wir bestmöglich bei der Suche nach einer neuen Anstellung unterstützen möchten. Außerdem ist es mein Ziel, so viele Filialen wohnortnah für unsere treuen Kunden zu erhalten. Dafür werden wir Gespräche mit anderen Bäckereien führen, die diese Filialen gegebenenfalls übernehmen möchten“, sagt der Geschäftsführer Janis Wiskandt.
Die rund 50 Mitarbeiter sind informiert. „Unser Hauptaugenmerk liegt nun darauf, die Mitarbeitenden an andere Bäckereien zu vermitteln bzw. einzelne Filialen zu erhalten“, informiert Blümle.
Bild: © pexels/Karolina Grabowska