Im Jahr 2022 gaben die deutschen Verbraucher 15,31 Mrd. EUR für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus. Dies entspricht einem leichten Rückgang von knapp 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr, aber einem Plus von mehr als 25 % gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Obwohl viele Menschen mit dem Wegfall der Coronabeschränkungen wieder in Restaurants und Kantinen essen gehen, wo es zumeist kein Bio-Angebot gibt, kann Bio also neu gewonnene Kunden aus der Pandemiezeit halten. Das teilt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) mit. Im Zuge der stark angestiegenen Inflation kaufen sie heute aber preisbewusster ein. Davon profitierte 2022 vor allem der Lebensmitteleinzelhandel, der seine Bio-Umsätze um 3,2 % auf 10,2 Mrd. EUR steigerte. Vor allem die Discounter lockten die Kunden mit einem vergrößerten Angebot in die Läden, auch wenn dort die Preise für viele Bio-Produkte deutlicher anstiegen als in anderen Handelsbereichen. Bei den Vollsortimentern blieben der Bio-Umsatz und die Bio-Verbraucherpreise weitgehend stabil. Insgesamt entfielen zwei Drittel der Bio-Umsätze auf den klassischen LEH.
Der Naturkosthandel verzeichnete hingegen einen Umsatzrückgang um 12,3 % gegenüber 2021, nachdem er in den beiden Vorjahren einen Boom erlebt hatte. Nach den Zahlen des EHI Retail Instituts lagen die Umsätze der Bio-Fachhändler mit 3,14 Mrd. EUR fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Ihr Marktanteil betrug rund 20 %.
Auch die sonstigen Einkaufsstätten, zu denen Hofläden, Online-Handel (inklusive Lieferdienste), Wochenmärkte, Bäckereien, Metzgereien und Reformhäuser zählen, meldeten deutliche Umsatzeinbußen. Mit einem Minus von 18 % gegenüber 2021 setzten sie 2022 1,97 Mrd. EUR und damit 13 % der Bio-Umsätze um.
Die Direktverkäufe, wie der Naturkosthandel, leiden darunter, so das EHI Retail Institut, dass die Kunden vermeintlich hochpreisige Einkaufsstätten meiden und versuchen, ihr Geld zusammenzuhalten. Während insgesamt weniger Kunden in die Läden kommen, gibt die Kundschaft, die kommt, ähnlich viel Geld aus wie zuvor. In Zeiten von Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln von bis zu 20 % erhöhten sich auch die Preise für Bio-Lebensmittel, allerdings weniger stark als für konventionelle Lebensmittel.
Bild: Der Umsatz im Bio-Handel in Deutschland (ohne Außer-Haus-Verzehr) in den Jahren 2014 bis 2022 nach Vertriebswegen (in Mrd. EUR) © Handelsdaten 2023