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b+b-2024-01-„Das Vorhandene in einer Systemanalyse betrachten“

Grüner Wasserstoff ist eine nachhaltige Alternative für die Backwarenproduktion. Für Prof. em. Dr. Dr. e. h.
Friedrich Meuser steht das grundsätzlich außer Frage. In der praktischen Umsetzung sieht er allerdings noch
eine Menge Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

b+b: Sie haben gesagt, dass die Erkenntnissprünge der Forschung heute oft nur sehr klein sind, aber dafür viel Geld ausgegeben wird. Könnte man in der Lebensmitteltechnologie aufhören, zu forschen?
Meuser: Nein, es gibt so viele neue Themen, wie etwa die Fragen: „Woher gewinnen wir neue Energien, was können wir in der Lebensmittelherstellung besser machen?“ Ich betreue derzeit einen Doktoranden, der sich mit der Frage beschäftigt, wie die Struktur des Energieeinsatzes in einer Brotfabrik optimiert werden kann. Wie man Energie sparen kann, weiß man inzwischen, aber wie kriege ich das in ein System? Es wird viel Energie unnütz vertan, Öfen stehen leer und kühlen ab etc., weil die interne Logistik des gesamten Verfahrensablaufs nicht hinreichend optimiert ist. Die Professoren sollten dazu, sozusagen im Sinne einer Win-win-Konstellation, ihre gescheitesten Studierenden in die Fabriken entsenden, um dort die entsprechenden verfahrenstechnischen Zusammenhänge zu evaluieren. Damit könnte die Datengrundlage geschaffen werden, auf der die Fabriken Entscheidungen für die notwendigen Optimierungsmaßnahmen treffen können. Daraus ergibt sich der erstrebte beidseitige Nutzen. Das probieren wir gerade in der genannten Zusammenarbeit mit der Industrie aus, in der vor Ort der Ist- Zustand des Energieeinsatzes zum Backen mit verschiedenen Durchlaufbacköfen erfasst wird. Mit den Ergebnissen soll ein Modell dafür entwickelt werden, wie eine Verdichtung des Energieeinsatzes funktionieren könnte. Es gibt dabei nichts Neues zu erfinden. Es geht darum, den Ist-Zustand auf der Basis einer Systemanalyse zu betrachten und daraus Schlüsse für die Optimierung zu ziehen. Dieses Modell soll die Blaupause für vergleichbare Untersuchungen bilden, die an anderen Orten eingesetzt und weiterentwickelt werden können.