Von Helga Baumfalk
Ladenbacköfen sind der Hauptumsatzbringer von DEBAG. Mehr als 48.000 der Öfen hat das Unternehmen bislang weltweit ausgeliefert.
DEBAG ist mit mittlerweile drei Produktionsstandorten in Deutschland vertreten. Neben dem Hauptsitz in Bautzen, wo die Konvektions-Ladenbacköfen DILA und DECON gefertigt werden, betreibt das Unternehmen zwei Werke im etwa 50 km entfernten Königsbrück. Dort entstehen die MONSUN-Großbacköfen, Ladenbacköfen vom Typ HELIOS sowie Gär- und Kältetechnikanlagen. Auch das Servicecenter hat in Königsbrück seinen Platz.
„Wir haben die Zeit der Pandemie genutzt, um unsere internen Abläufe zu perfektionieren“, sagt Georg Schulze, Head of International Sales. „Als 2020 das zweite Werk in Königsbrück an den Start ging, wurde die Produktion an allen Standorten neu strukturiert. Wir haben Prozesse verschlankt und spezialisiert, um Stückzahlen zu erhöhen und effizienter arbeiten zu können.“ Am Standort Bautzen bekam die Verwaltung zur selben Zeit zusätzliche Büroflächen. Heute stehen dem Unternehmen mit insgesamt 257 Mitarbeitern und 60 % Exportanteil Produktions-
flächen von rund 4.500 qm zur Verfügung.
„Aus meiner Sicht liegt ein strategischer Vorteil darin, wenn der Ofenbauer sich am Bedarf und an den Trends der Zukunft orientiert und nicht nur die gegenwärtige Situation im Blick hat.“
Georg Schulze
Als Teil der WIKOTOOL GROUP profitiert DEBAG nach den Worten von Schulze von Synergien innerhalb der Gruppe. Zum Mutterkonzern gehören 11 Unternehmen, darunter Hersteller von Großküchentechnik wie ascobloc und alexandersolia und Metall- und Werkzeugbauer wie LFT. „Einige Schwestergesellschaften sind unsere Zulieferer“, erklärt er. „Sie übernehmen vorgelagerte Arbeitsschritte, wie bspw. die Blechfertigung für unsere Öfen. Durch diese Struktur erreichen wir eine hohe Fertigungstiefe und können auf neue Anforderungen schneller reagieren.“
Alle Unternehmen der Gruppe nutzen ein gemeinsames Ausbildungszentrum. „Und das Portfolio der Großküchentechnik-Hersteller, mit Edelstahlmöbeln & Rührgeräten, passt perfekt zu dem von DEBAG“, ergänzt Sabine Petermann, Leiterin Marketing & Kommunikation. Viele Gemeinschaftsprojekte seien realisiert worden. Petermann stellt fest: „Bäckereien, aber auch andere Branchen bevorzugen es, wenn Hersteller komplette Prozess-Lösungen liefern können, weil sie dann nur einen Ansprechpartner haben.“
Hauptumsatzträger: die Ladenbacköfen
Hauptumsatzträger für DEBAG sind mit einem Anteil von 70 % die Ladenbacköfen. 20 % steuern die Produktionsöfen bei, 10 % die Gär- und Kältetechnik. Der Vertrieb ist aufgeteilt in die drei Geschäftsfelder: Handwerksbäcker, Key Account für den in Deutschland ansässigen LEH und das internationale Händlergeschäft. Letzteres verantwortet Georg Schulze. „Wir haben in weltweit 22 Ländern, darunter Portugal, Belgien, Thailand und Japan, Händlerstrukturen inklusive eines flächendeckenden Service aufgebaut“, berichtet er. Eigene Auslandsgesellschaften führt die Muttergesellschaft WIKOTOOL in Frankreich, Polen und in Russland. Aus den USA hat man sich aus strategischen Gründen zurückgezogen. Das Geschäft mit Russland und auch der Ukraine lief gut; umso härter treffen das Unternehmen die Folgen des Krieges. Mit dem 24. Februar seien manche Aufträge schlichtweg weggebrochen.
Neuentwicklungen zur südback
Eine der Neuheiten, die DEBAG in Stuttgart zeigen wird, ist der Gärvollautomat GUV 1. „Mit unserer Entwicklung können Bäckereien die Langzeitführung in die Filiale holen“, erklärt Sabine Petermann. Gären, Gärverzögerung und Gärunterbrechen passieren in einem Gerät. Für den Bäcker bedeutet das, so das Unternehmen, nicht nur eine verbesserte Produktqualität (Aroma, Gärstabilität), sondern auch vereinfachte und effizientere Logistikprozesse. Das Gerät wird am Vortag mit den Teiglingen bestückt und lässt sie über Nacht reifen. Bei einer Größe von 1.000 x 1.300 x 2.525 mm (B x T x H) eignet sich der Gärvollautomat auch für kleine Bäckereien mit beengtem Platz. Er kann mit üblichen Stikkenwagen befahren oder mit Dielenstapeln bestückt werden.
Den Ladenbackofen Typ DECON bietet das Unternehmen jetzt auch mit Hochleistungsbeschwadung (HLB) an. Die HLB arbeitet unabhängig von der Backtemperatur und selbst während der Lüfterruhe. Die Teiglinge werden damit „sanfter“ gebacken, erhalten den Angaben zufolge ein gutes Volumen, einen besonderen Glanz und eine perfekte Rösche. Die HLB sei ideal für das Schuss-auf-Schuss-Backen. Durch die stufenlos regelbare Lüftergeschwindigkeit würden auch Klein- und Feingebäcke sicher gelingen.
In schmalerem Format und neuem Facelift wird der Großbackofen MONSUN gezeigt. Petermann: „Der Ofen brauchte schon immer wenig Platz, jetzt ist er noch mal um 6 bis 8 cm schlanker geworden.“ Die Breite der Stikkenbacköfen S5, SM und TWIN reduziert sich von 1.350 auf 1.270 mm, die des Etagenbackofens von 1.150 auf 1.090 mm.
Grenzen zwischen Backen und Garen verschwimmen
26 % des Umsatzes erwirtschaftet DEBAG mit dem Bäckerhandwerk, auf den LEH entfallen 55 %, Restaurants machen 9 % aus, die Tankstellen 6 % und sonstige Branchen 4 %. Bäckereien, sagt Schulze, sind längst nicht mehr ausschließlich Bäcker, sondern Player im Gastronomie-Markt. Das verändert auch die Anforderungen ans Ladenbacken. „Die Grenzen zwischen Backen und Garen verschwimmen. Ein Ladenbackofen muss die Erwartungen in beide Richtungen erfüllen. Mit dem DECON haben wir das erreicht. Vielleicht stellt nicht jeder Betrieb von vornherein diese Anforderung, aber für mich liegt ein Vorteil darin, wenn der Ofenbauer sich am Bedarf der Zukunft orientiert und nicht nur die gegenwärtige Situation im Blick hat.“
„Bäckereien, aber auch andere Branchen bevorzugen es, wenn Hersteller komplette Prozess-Lösungen liefern können, damit haben sie einen Ansprechpartner für alles.“
Sabine Petermann
Energieeinsparung: „Das größte Potenzial liegt im Prozess“
Kaum etwas anderes beschäftigt die Branche momentan mehr als das Thema Energie. Als Folge der Situation spürt man bei DEBAG eine Kaufzurückhaltung bei Bäckereien und gleichzeitig eine verstärkte Nachfrage nach Lösungen, die helfen, Energie und somit Kosten einzusparen.
Georg Schulze: „Ehrlich gesagt rechne ich nicht damit, dass in naher Zukunft eine revolutionäre Entwicklung auf uns zukommt, die es ermöglichen würde, mit sagen wir mal nur 10 % der sonst üblichen Energie beim Backen auszukommen. Es ist die Summe an Maßnahmen, die Auswirkungen in Sachen Energieeinsparung hat. Damit meine ich z. B. Assistenzsysteme, die Automatisierung oder die Wärmerückgewinnung. Das Equipment leistet einen Beitrag, das größte Potenzial aber liegt im Prozess.“ Er nennt ein Beispiel: „Wenn man den DECON oder DILA nicht manuell, sondern mit einem Beschickungswagen bestückt, dauert der Vorgang nicht 2 Minuten, sondern nur noch 20 Sekunden. Man kann die Tür viel schneller schließen und spart immens viel Energie.“
Die Produktion Bautzen, in der zurzeit im 1-Schicht-Betrieb rund 80 Stationen pro Woche gefertigt werden
Auf andere Energieträger umstellen, das geht, allerdings …
Sowohl die Etagenbacköfen als auch die Stikkenöfen vom Typ MONSUN lassen sich von Gas auf andere Energieträger wie Elektro oder Öl umrüsten. Sabine Petermann: „Uns haben viele Anfragen erreicht. Meistens scheiterte die Umsetzung jedoch an der infrastrukturellen Machbarkeit, bspw. dann, wenn eine Starkstromleitung nachgerüstet werden müsste.“
„Für den Betreiber“, so Georg Schulze, „stellt sich außerdem die Frage ‚Wann amortisiert sich das das?‘ und das lässt sich angesichts volatiler Preise auch beim Strom nicht so leicht beantworten.“