Nach den beispiellosen Umwälzungen, die auch die Backbranche betreffen, ist die Vorfreude auf die IBIE groß. Auf der Internationalen Bäckereimesse in Las Vegas werden Trends und neue Technologien vorgestellt.
Die Erwartungen an die IBIE sind in diesem Jahr besonders hoch, sowohl bei den Veranstaltern als auch den Besuchern. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen dürfte sie zu einer der wohl wichtigsten Messen für die Backbranche werden. Bäckereien sind u. a. auf der Suche nach neuen Automatisierungslösungen, Ausrüstungen, um Lieferkettenprobleme zu lösen, und nach Schulungsmöglichkeiten, da die Probleme, was den Fachkräftemangel anbelangt, größer sind denn je. Organisatorisch gab es erhebliche Veränderungen in der Art und Weise, wie die Planung und Durchführung der Messe gehandhabt wurde. Die Planungssitzungen wurden ausschließlich online abgehalten. Alle sind voller Vorfreude, sich persönlich treffen und neue Lösungen vor Ort direkt begutachten zu können.
Prioritäten, die die Branche derzeit prägen
Jorge Zarate ist Global Senior Vice President of Operations and Engineering bei der Grupo Bimbo mit Sitz in Mexiko-Stadt, und stellvertretender Vorsitzender der IBIE 2022. Er gab uns einen Einblick in die neuen Prioritäten, die die Branche derzeit prägen. Diese reichen von neuen Verbraucherentscheidungen über die Bewältigung der Herausforderungen durch den Fachkräftemangel, Herausforderungen in der Produktion und der Energieversorgung bis hin zu den Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine. Um sich in diesem Raum zurechtzufinden, ist jeder in der Branche bestrebt, mit Gleichgesinnten zu sprechen – und zwar endlich von Angesicht zu Angesicht. „Es besteht eine Notwendigkeit, sich auszutauschen“, so Zarate, denn die Bäckereien verwalten ihr Produktportfolio, um produktiver zu sein und Unterbrechungen zu vermeiden, während sich der Arbeitskräftemangel verschärft.“
Jorge Zarate Lupercio ist der Global Senior VP of Operations der Grupo Bimbo. Seit seinem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 1987 war er in verschiedenen Funktionen in Mexiko und Südamerika tätig. Er hat einen Abschluss als Bioingenieur der ITESM (Mexiko) und weiterführende Abschlüsse in strategischem Marketing der Universidad Católica de Argentina (UCA) und einen MBA der Escuela de Dirección de Empresas de la Universidad Argentina de Empresas (EDDE).
In Nordamerika verlassen Arbeitnehmer teils die Branche, um in branchenfremden Gebieten neue Möglichkeiten wahrzunehmen, die ihnen durch andere, wachsende Industrien großzügig geboten werden. Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich in Mexiko, Süd- und Mittelamerika ab, stellt der Geschäftsführer des mexikanischen Unternehmens fest. „Wir erwarten, dass die IBIE zeigen wird, wie man Prozesse automatisieren kann“, so Zarate, und zwar mit Lösungen, die zum Beispiel den Einsatz von Robotern in neuen Bereichen vorsehen. Dieses Problem ist auch in Europa wohlbekannt. In Las Vegas werden die Besucher vielfältige Anregungen vorfinden. Digitale Lösungen werden angesichts ihrer zunehmenden Beliebtheit in letzter Zeit ebenfalls auf Interesse stoßen, da sie wertvolle Werkzeuge für den Umgang mit Personalengpässen, Hygienelösungen und Nachhaltigkeit bieten. Zarate geht davon aus, dass die Einführung digitaler Lösungen in Bäckereien auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans schnell zunehmen wird, je nach Bedarf. Grupo Bimbo bemüht sich, seinen eigenen Digitalisierungsgrad zu erhöhen, und berücksichtigt dabei neue Lösungen, die in den letzten zwei Jahren bereits eingeführt wurden, teilt er mit.
Ein weiterer Schwerpunkt wird das Thema Mitarbeiterschulung sein, damit Teams in Bäckereien in die Lage versetzt werden, Probleme, die im täglichen Betrieb auftreten, selbst zu lösen. Hier setzt „IBIEducate“ an, das vom 17. bis 21. September mit mehr als 100 Seminaren, Workshops und Spezialkursen Anlagentechnik und Automatisierung, Lebensmittelsicherheit und Hygiene, Rezepturen, Nachhaltigkeit und mehr thematisiert. Besucher können bereits jetzt ihre IBIEducate-Seminare planen, die sie besuchen möchten. Alle Informationen sind auf der IBIE-Website zu finden. Zarate empfiehlt, einen Zeitplan zu
erstellen, und zwar nicht nur für die Veranstaltungen des Bildungstages vor der Messe, sondern auch für die, die während der gesamten Messe stattfinden.
Im Wandel
Neben den pandemischen Einschränkungen und den daraus resultierenden Herausforderungen für die Branche haben sich auch die Verbrauchererwartungen verändert. „Die Verbraucher sind anspruchsvoller geworden“, stellt Zarate fest. Nach zwei Jahren ohne direkte Kontakte in der Branche wird die IBIE 2022 eine großartige Messe werden, bei der sich alle darauf freuen, sich wiederzusehen, erwartet Zarate. „Die Menschen hatten Zeit zum Nachdenken. Jetzt verlangen sie nach Innovationen.“ Infolgedessen kommen Innovationen schneller denn je auf den Markt und sind gezielter denn je.
Plant-based boomt und wird nicht nur von Vegetariern vorangetrieben, sondern auch von den persönlichen Idealen der Verbraucher, einschließlich der Ziele, die sie sich selbst im Hinblick auf Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit setzen. Zarate: „Wir sehen, dass ketofreundliche und kohlenhydratarme Sortimente wieder im Kommen sind. Außerdem sehen die Verbraucher nach zwei Jahren des Kochens zu Hause Genuss-Produkte in einem neuen Licht und wissen sie zu schätzen. Oft bedeutet dies, dass sie zu handwerklich hergestelltem Brot greifen oder Produkte wählen, die zum Fertigbacken für zu Hause vorgesehen sind, wofür sie allerdings nicht unbedingt viel Zeit und Aufwand investieren wollen“, fügt er hinzu.
Auch wenn das aktive Leben außerhalb des Hauses nun wieder aufgenommen wurde, bleiben diese Veränderungen bestehen. Bäckereien müssen sich darauf einstellen. „Innovation ist ein wichtiges Thema, das auf der IBIE sehr präsent sein wird“, schließt er.
Große Erwartungen
Die vergangenen zwei Jahre waren eine intensive Lernerfahrung in Bezug auf das Management von Unternehmen und zwangen die Industrie, schnell mehr zu automatisieren, um mit den pandemischen Beschränkungen fertigzuwerden. Es ergaben sich Entwicklungsmöglichkeiten; auf diesen großen Schritt nach oben folgt eine weitere Bewegung in diese Richtung, die es den Menschen ermöglicht, mehr wertschöpfende Aufgaben zu übernehmen, da die schwierige Arbeit automatisiert wird. Die in den letzten zwei Jahren eingeführten Hygienemaßnahmen kommen auch dem Prozess und der Qualität des Endprodukts zugute.
„Ich freue mich sehr darauf, alle Lösungen, die ich als Bäcker benötige, unter einem Dach vorzufinden“, kommentiert Jorge Zarate. „Ich bin überzeugt, dass ich Zutaten und Maschinen vorfinden werde, die die Produktqualität verbessern, von denen einige bereits auf dem Markt erhältlich sind und die für mich neu sein werden.“
Die Besucher werden auch ihre Ideen und Probleme einbringen, um sie gemeinsam mit den Ausstellern oder ihren Kollegen zu lösen.
Das globale Team der Grupo Bimbo trifft sich auf der IBIE 2022, um vor allem Kontakte zu knüpfen und seine Technologiespezialisten zu versammeln, um eingehende Diskussionen zu führen, die nicht über Videocalls möglich sind, erklärt er. Die kaufmännischen Abteilungen und Leiter der Geschäftsbereiche der Gruppe werden ebenfalls teilnehmen, um sich einen klaren Überblick über den aktuellen Stand der Branche sowie über Herstellungs- und Vertriebslösungen zu verschaffen, sich inspirieren zu lassen und Probleme gemeinsam persönlich zu analysieren.
„Die Welt hat sich verändert, und alle Akteure unserer Branche konzentrieren sich jetzt auf Nachhaltigkeit und darauf, Auswirkungen auf das Klima, die ein Unternehmen verursacht, zu minimieren.“
Jorge Zarate, Global Senior Vice President of Operations and Engineering bei Grupo Bimbo, und stellvertretender Vorsitzender der IBIE 2022
Für die Rückkehr der größten Bäckereifachmesse in Nordamerika und darüber hinaus stellen die Organisatoren neue Funktionen vor. Im September werden neue Pavillons eröffnet, darunter ein Pavillon zum Thema Cannabis in der Bäckerei und Hygiene und Gute Herstellungspraxis, beides sind aufkommende Trends. Darüber hinaus wird das erweiterte „BEST in Baking“-Programm Nachhaltigkeitsbemühungen sowie andere wichtige Themen in der Branche hervorheben. Zulieferanten werden im Rahmen von „BEST in Baking“ für innovative Lösungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Automatisierung/Robotik, Anlageneffizienz, Personalentwicklung und Produktinnovation ausgezeichnet.
„Die Welt hat sich verändert, und alle Akteure unserer Branche konzentrieren sich jetzt auf Nachhaltigkeit und darauf, Auswirkungen auf das Klima, die ein Unternehmen verursacht, zu minimieren“, unterstreicht Zarate das Ziel einer kohlenstoffneutralen Produktion.
Innovation ist das grundlegende Thema der Ausstellung. Eine der wichtigen Kategorien darunter sind Entwicklungen, die darauf abzielen, Aufgaben remote lösen zu können. Dabei geht es nicht nur um Schulungen, sondern beispielsweise auch um die Fehlerbehebung bei Anlagen.
Internationale Beteiligung
Die jüngsten Herausforderungen könnten es der Messe schwer gemacht haben, mehr Aussteller und Besucher anzuziehen. Die aktuellen Zahlen entsprechen jedoch genau denen der letzten IBIE. Um die internationale Beteiligung zu forcieren, hat die IBIE mit der US-Regierung und den Botschaften zusammengearbeitet und hat als Ergebnis eine Erleichterung bei der Visa-Vergabe erreicht. Internationale Teilnehmer können weitere Vorteile erwarten, wie eine vergünstigte Registrierung in der Messehalle und die Teilnahme an IBIEducate.
Der europäische und der amerikanische Markt weisen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf. Auch internationale Besucher werden deshalb in Las Vegas relevante Lösungen und Inspirationen finden. Zarate: „Bäcker interessieren sich für Gesundheits- und Wellnessprodukte, Keto- und Low-Carb-Produkte. Sie suchen nach Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit ihrer Betriebe zu verbessern.“
Unterschiede ergeben sich aus dem Produkt selbst – und der entsprechenden Ausrüstung, so seine Schlussfolgerung. „Nordamerikanische Produkte sind eher die weichen, geformten Produkte, die wir Pullman nennen. Die Europäer schätzen eher knusprige Brote.“ Ein weiterer Unterschied liegt in den Gärzeiten für Artisan-Brote, die in Europa tendenziell länger sind. Auch der Produktgeschmack ist in Europa intensiver. Diese Unterschiede führen zu unterschiedlichen technologischen Anforderungen. Die Amerikaner beginnen, Produkte nach europäischem Vorbild herzustellen, dennoch tendieren sie weiterhin zu weichen Backwaren.
Zusammenarbeit mit der iba
Die IBIE unterstützt die europäische Beteiligung und erleichtert den Ideentransfer durch ihre Zusammenarbeit mit ihrem europäischen Pendant – der iba. Die Partnerschaften sind für beide Seiten von Vorteil, „weil wir jetzt Trends und Wissen austauschen. Wir beabsichtigen, nächstes Jahr an der iba teilzunehmen“, kündigt Zarate an. „Unsere europäischen Kollegen haben großes Interesse daran gezeigt, zu lernen und zu sehen, wie wir unser Business führen und wie wir Produkte herstellen. Dieses Interesse geht in beide Richtungen. Durch solche Partnerschaften sind wir in der Lage, ein breiteres Publikum von Bäckereien und Anlagenbauern auf der ganzen Welt zu erreichen.“
„Unsere Koordinierung wird beiden Branchen, in Europa und in den USA, zugutekommen“, fügt er hinzu. Zarate hofft, dass die Messeteilnehmer der IBIE 2022 vor allem eines mitnehmen werden: den Austausch. Welche Auswirkungen hatte die Pandemie, was haben die Teilnehmer gelernt und wie haben sie den Betrieb während der Pandemie geplant? Dies wird dazu beitragen, die Branche auf zukünftige Störungen dieses Ausmaßes vorzubereiten. „Die Leute lernen, dass die Teilnahme an der IBIE bedeutet, Teil der Backwarenindustrie zu sein, einer erstaunlichen Industrie, in der wir uns als Partner sehen, obwohl wir Konkurrenten sind.“
Einige Aussteller auf der IBIE
Tecnopool stellt gemeinsam mit seinen Schwesterunternehmen Gostol und Tecnofryer in Las Vegas aus und zeigt u. a. das neu entwickelte Spiralband TP 5. Mit TEC wird eine Reihe industrieller Frittiersysteme vorgestellt sowie das Portal „Smart Bakery Line“ von Gostol.
Boyens Backservice präsentiert seine technologischen Innovationen, darunter Gelee- und Geleesprühsysteme, industrielle, automatisierte Einfettanlagen für Backformen und -bleche, vegane, koscher- und halal-zertifizierte Glanz- und Bräunungskonzepte für Hefe- und Weizengebäcke und prozessgesteuerte Sprüh-Produktionslinien.
FRITSCH stellt u. a. die Ausrollmaschine Rollfix 3.0 vor, die Tiefziehverpackungsmaschine MULTIVAC R 105 und die neue, kompakte Brotlinie PROGRESSA bread, die Anfang des Jahres auf den Markt kam. Die Anlage ist leicht zugänglich. Anlagenteile können werkzeuglos entnommen werden.
VMI zeigt auf der IBIE seine Bandbreite an Mischtechnik. Durch „Virtual Reality“ erhalten die Besucher einen Einblick in Batch-Mischsysteme in voller Größe und können erfassen, wie die Prozesse in der Realität ablaufen. VMI wirbt auch für seine Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen für jede industrielle Herausforderung zu entwickeln.
Royal KAAK wird Lösungen zur Prozessautomatisierung vorstellen, die darauf abzielen, die Arbeitskosten und die Abhängigkeit von manueller Arbeit zu reduzieren, die Hygiene zu verbessern, den Ausschuss zu verringern und die Produktkonsistenz bei höchster Qualität zu verbessern. Zu den Innovationen, die auf der Messe vorgestellt werden, gehören robotergestützte Lösungen zum Schneiden von Teiglingen.
König präsentiert auf der Messe seine neue I-Rex Compact Easy Clean (EC) – eine Maschine mit völlig neu konzipiertem Aufbau. Die Möglichkeit, die Haube der Kopfmaschine an drei Seiten öffnen zu können, bietet dem Anwender bestmögliche Zugänglichkeit für Reinigung und Wartung, so das Unternehmen.
HEUFT zeigt seine Großbacköfen für reduzierte CO2-Emissionen. „Unsere Großbacköfen werden nach Maß gefertigt, daher ist jedes Stück eine Innovation für sich. Unsere Öfen sind nicht nur maximal flexibel, sondern auch sehr kosteneffizient, wenn es um Energieeinsparung geht“, so das Unternehmen.
Diosna rückt die Flexibilität seine Anlagen in den Mittelpunkt und präsentiert den DIOSNA Wendelkneter WH 240 „A“ aus der Hygienic Design-Serie. Sein Design basiert auf den hohen Standards und Richtlinien der European Hygienic Engineering & Design Group (EHEDG).
Kwik Lok wird auf der IBIE u. a. die Beutelverschlüsse Eco-Lok und Fibre-Lok präsentieren. Der Eco-Lok ist eine Verschlusslösung für Bäckereien, die u. a. den Plastikeinsatz reduzieren wollen. Er wird mit einem Stärkeanteil von bis zu 20 % hergestellt. Fibre-Lok ist eine Verschlusslösung ganz ohne Kunststoff und besteht aus Zellulosefasern.
MECATHERM wird MECATHERM M-Care vorstellen, eine neue digitale Lösung, die Großbäckern hilft, die Leistung in ihrer Produktion zu optimieren. Es werden Live-Demonstrationen organisiert und die Funktionsweise erläutert.
Bundy Baking Solutions zeigt seine Bandbreite an Lösungen. „Von dem Moment an, in dem eine Bäckerei beschließt, dass sie neue Bleche benötigt, begleiten wir sie durch den Designprozess, sei es bei der Änderung eines bestehenden Designs oder der Entwicklung völlig neuer Bleche.“
Ashworth baut den Erfolg seines „Smart Spiral“-Monitoring-Systems mit Einführung eines „Smart Oven“-Monitoring-Systems aus. Es überwacht kritische Betriebsparameter des Ofens und liefert Echtzeit-Feedback an die Instandhaltung, die Technik und die Betriebsleitung.