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b+b-2022-03-Intensiv und hochkarätig

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Live in Schladming – das diesjährige Kolloquium der vdb Austria war in jeder Hinsicht ein Highlight: Konzentration auf zwei zentrale Themen, Premium-Referenten und ein ebenso hochkarätiges Publikum

vdb-Obmann Michael Bruckner und sein Team haben exzellente Arbeit geleistet. Zu den Themen „Mitarbeiter finden, halten und motivieren“ sowie „fill the pipeline – Ressourcen und Rohstoffe“ hatten sie ein Programm auf die Beine gestellt, das echten Wissenszuwachs bot. Die Crème de la Crème des österreichischen Bäckereigewerbes und seine Zulieferanten wussten das zu schätzen. 120 hatten sich auf den Weg nach Schladming gemacht.

Statistiker – Politik – Coach – Unternehmer – die Dramaturgie des ersten Programmteiles war mit Bedacht gewählt. Obmann Michael Bruckner wies in seiner Moderation darauf hin, dass der Arbeitskräftemangel im Backgewerbe längst über das Segment der Führungskräfte hinausgeht und manche Unternehmen bereits zeitweise Filialen schließen, weil Mitarbeiter fehlen. Man müsse sich fragen, ob die Branche noch attraktive Arbeitsmodelle zu bieten habe und wie groß der Pool potenzieller Arbeitskräfte heute und morgen sein wird.

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Michael Bruckner, Obmann der VDB-Österreich und Kopf des exzellenten Programms

Billige Jobs verschwinden, die Zahl der gut bezahlten wächst

Dr. Thomas Fent vom Vienna Institute of Demography an der Universität Wien eröffnete die Vortragsreihe standesgemäß mit vielen Zahlen. Dem Rückgang der Zahl der Lebendgeburten in den vergangenen 150 Jahren stünde zwar eine erhebliche Zuwanderung von Personen im erwerbstätigen Alter gegenüber, dennoch gebe es auf dem Arbeitsmarkt Probleme:
a) Bildungsexpansion – die Menschen treten später ins Erwerbsleben ein
b) Bis in die Nullerjahre gab es den Trend, früh aus dem Erwerbsleben in die Pension zu wechseln
c) Viele potenzielle Bewerber haben nicht die gesuchte Qualifikation
d) Die Menschen, die man sucht, sind nicht dort, wo man sie sucht

Dazu komme ein tiefgreifender Wertewandel in der Gesellschaft weg von einer vorwiegend materialistischen Einstellung hin zur stärkeren Betonung der Individualität. Die Familienstrukturen und Haushaltsformen verändern sich, es werden weniger Ehen geschlossen und mehr geschieden. Dabei steigen das Heiratsalter und das Alter der Eltern bei der Geburt des ersten Kindes. Verhütung sei immer häufiger mit der Frage der Selbstverwirklichung verknüpft. Auch die Zahl der Alleinerziehenden nimmt nach wie vor zu.

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Dipl.-Ing Thomas Fent vom Vienna Institute of Demography an der Universität Wien lieferte den statistischen Hintergrund zur Erwerbstätigkeit

Die Erwerbstätigkeit österreichischer Männer hat sich laut Fent in den vergangenen 30 Jahren wenig verändert, bei den Frauen steigt sie hingegen auf derzeit knapp 70 %, allerdings mit hohem Anteil an Teilzeitbeschäftigten.

Differenziert nach Sektoren zeigt sich bei der Industrie ein starker Rückgang der Arbeitskräfte trotz nach wie vor großer Arbeitnehmerzahl. Deutliche Rückgänge verzeichnet auch die Land- und Forstwirtschaft. Gestiegen ist hingegen die Beschäftigung in sozialen Berufen, industrienahen Dienstleistungen sowie bei Menschen mit hoher Bildung. Hier zeigt sich eine deutliche Polarisierung, so Fent. Während schlecht und mittelmäßig bezahlte Jobs schwinden, wächst die Zahl der hoch bezahlten, nicht zuletzt eine Folge von Digitalisierung und Automatisierung.

Für Arbeitgeber interessant dürften die von ihm vorgestellten Ergebnisse einer europäischen Wertestudie aus dem Jahr 2016 sein. Demnach steht ein sicherer Arbeitsplatz in Österreich auf Rang 1 noch vor dem hohen Einkommen und den Aufstiegsmöglichkeiten. Ähnlich wichtig wie die Sicherheit sind „eine interessante Tätigkeit“ und die Möglichkeiten, selbstständig zu arbeiten bzw. die Arbeitszeiten oder Arbeitstage selbstständig festlegen zu können. Auch der persönliche Kontakt zu anderen Menschen steht demnach hoch im Kurs.

Arbeitsbedingungen für Frauen verbessern

Den Part der Politik sollte Dr. Christoph Klein wahrnehmen, Direktor der österreichischen Arbeiterkammer, der das Thema „Die neue Arbeitswelt aus Arbeitnehmersicht“ darstellen sollte. Seine These: Dekarbonisierung, die Reduzierung von Lieferabhängigkeiten, Digitalisierung und der demografische Wandel sowie der Wertewandel bei jungen ArbeitnehmernInnen erfordern Transformationsanstrengungen bei Wirtschaft, Menschen, Werten und Verhalten. Zum Thema Verlust von Arbeitsplätzen durch Digitalisierung und der Forderung nach bedingungslosem Grundeinkommen und/oder Wertschöpfungsabgabe stellte Klein klar, dass die Arbeiterkammer gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen sei und für eine Wertschöpfungsabgabe kein Modell habe. Wer durch die Digitalisierung arbeitslos wird, könne ja in die Pflege oder Kinderbetreuung wechseln. Wie allerdings dort die Stellen finanziert werden sollen, ließ er auch auf Nachfrage offen. Für den grassierenden Fachkräftemangel hieß sein Rezept: Diversität akzeptieren und die Arbeitsbedingungen für Frauen verbessern.

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Dr. Christoph Klein, Direktor der Arbeiterkammer, forderte Transformationsanstrengungen von Wirtschaft und Menschen in Werten und Verhalten

Das Problem sind häufig die Führungskräfte und ihre Einstellung

„The battle of talents“ nannte Markus Heinze, bei Harry-Brot, Schenefeld, verantwortlich für die Weiterbildung von Führungskräften, seinen Vortrag. Die Zukunft eines Unternehmens entscheide sich nicht auf den Absatzmärkten, sondern auf den Personalmärkten. Das wichtigste Kriterium, um sich in einem Unternehmen zu bewerben, so Heinze, sei der Ruf des Unternehmens. Für junge Menschen sei vor allem Vertrauen ein wichtiger Faktor, der für ein Unternehmen spricht. Die Gehaltshöhe sei nicht unwichtig, spreche aber „nur“ den Verstand an. Bedeutsamer sei es für die künftigen ArbeitnehmerInnen, Spaß und Sinn in der eigenen Tätigkeit zu finden. Unternehmen haben nach Meinung des Coachs nur ein Problem, Führungskräfte und ihre innere Einstellung. Sein Tipp: Mitarbeiter von heute wollen, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Begeisterung weckt, Menschen stärkt und sich auf das konzentriert, was Erfolg verspricht.

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Markus Heinze, Führungskräfte-Coach bei Harry-Brot, Schenefeld, erklärte die Fehler, die Führungskräfte machen

Fill – Anregungen, wie man als Arbeitgeber attraktiv wird

Einen imposanten Schlussakkord unter dieses wichtige Thema setze Andreas Fill, Geschäftsführer der Fill Ges.m.b.H. aus dem oberösterreichischen Gurten. Sein 1966 gegründetes Maschinenbauunternehmen beschäftigt heute 950 Mitarbeiter und macht knapp 180 Mio. € Umsatz, wovon 90 % aus dem Export stammen. Seine Antwort auf die Frage „Wie werde ich als Arbeitgeber attraktiv?“ lautet „Lebensarbeitskonzept“. Wichtig sei, dass sich Unternehmen und Mitarbeiter und deren Angehörigen als Fill-Familie verstehen. Jedes Baby werde vom Unternehmen begrüßt, Kinder bekommen ab dem 4. Lebensjahr regelmäßig einen Geburtstagsgruß, es gibt Schulabschlusspartys, Familienfeste, Sportveranstaltungen, Krabbelstube, Ferienbetreuung und Technik-Workshops, ein Fill Future Lab mit Holodeck für Kitas, Schulen und HTL – und das ist noch nicht einmal alles, was für die Kinder getan wird. Ein ähnliches Feuerwerk an Aktionen für die aktiven Mitarbeiter wie für ehemalige wurde in den vergangenen 25 Jahren ent- und permanent weiterentwickelt. Ob sich das rechnet? Fill: „Eine Einzelaktion kann ich nicht rechnen, den Wert für die Markenbildung auch nicht.“ Aber man messe Mitarbeiterzufriedenheit, Kundensympathie, wie stark Mitarbeiter insgesamt und Führungskräfte Ideen einbringen, Fluktuation und Krankenstand sowie die kaufmännischen Zahlen des Unternehmens. Alles zusammen, so Fill, sorge dafür, dass sich der Einsatz für diese Art des Employerbrandings und die Kommunikation darüber rechnet. Die Zahl der Bewerbungen sei in den letzten 15 Jahren um 230 % gestiegen, die der Mitarbeiter um 352 %, der Auftragseingang um 448 % und der Umsatz um 298 %. Gleichzeitig liege der Krankenstand bei unter 7,8 Tagen und die Fluktuation bei 5,2 % und damit deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt, der über 10 % liege. Wer mehr Details wissen will: www.fill.co.at

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Andreas Fill, Geschäftsführer der Fill Ges.m.b.H., zeigte, was man mit Fantasie und Engagement für seine Attraktivität als Arbeitgeber tun kann

Der Green Deal bringt viele Veränderungen für die Kennzeichnung

Vor dem zweiten großen Themenblock der diesjährigen Veranstaltung informierte Dipl.-Ing. Angela Pretzl, stellvertretende Obfrau der VDB-Österreich, über die aktuellen Entwicklungen der International Association of Plant Bakers AIBI, deren Mitglied die VDB-Österreich ist. Die EU plant, so Pretzl, sowohl beim Thema Acrylamid wie bei Kontaminanten die Einführung von Grenzwerten statt der bisherigen Richtwerte. Die AIBI habe in beiden Fällen deutlich gemacht, dass sie bei den Grenzwerten bleiben möchte und klarere Definition einfordert. Bei Morphin beispielsweise gäbe es zwar einen Grenzwert für Mohngebäcke, die an Endverbraucher geliefert werden, nicht aber für den Rohstoff Mohn, den Bäckereien einkaufen.

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Dipl.-Ing. Angela Pretzl, Stellvertretende Obfrau der VDB-Österreich, berichtete über aktuelle Entwicklungen aus Brüssel

Beim Zusatzstoff Ethylenoxid, das in manchen außereuropäischen Ländern zur Begasung von Rohstoffen eingesetzt wird, verstärkt die EU laut AIBI derzeit den Kontrolldruck. Die EU verfolge in diesem Punkt eine Null-Toleranz-Politik und es sei zu erwarten, dass auch dann die Verkehrsfähigkeit von Produkten angezweifelt wird, wenn der Nachweis im Endprodukt nicht mehr erbracht werden kann.

Große Aufmerksamkeit genießt in Brüssel derzeit der sogenannte Green Deal, der vom Anbau bis zum Verzehr der Produkte mehr Fairness, Ökologie und Nachhaltigkeit bringen soll. Geringer werden soll dabei auch die Lebensmittelverschwendung und dazu erwartet die AIBI eine Überarbeitung der Datumskennzeichnung (MHD), der Nährwertkennzeichnung, der Inhaltsangaben, des Nutri-Score und der Herkunftsbezeichnungen.

Nicht nur der Krieg treibt die Weizenpreise nach oben

Als erste Redner zum Thema Rohstoffversorgung traten dann Kommerzialrat Karl Pilstl, Senior des Handelshaus Pilstl aus Raab in Oberösterreich, sowie sein Geschäftsführer Hannes Wanzenböck an die Mikrofone. Pilstl gilt mit einem Umsatz von 400 Mio. € als größter Getreidehändler Österreichs.

Es habe weltweit 2020/21 keine wesentlichen Veränderungen in Angebot und Verbrauch gegeben und für das Jahr 2022 könne man das auch für die EU und Österreich konstatieren. So betrachtet gebe es keinen Grund für die derzeit zu beobachtenden enormen Preiserhöhungen.
a) Aber der weltweite Verbrauch sei seit Jahren größer als das Angebot und so bauen sich die Lagerbestände ab.
b) Außerdem gehen weltweit rund 60 % der Weizenernte in die Futtermittelherstellung, in Österreich sind es derzeit 47 %. Gleichzeitig treiben die steigenden Preise für Gas, Düngemittel und die Betriebsmittel der Landwirte die Weizenpreise nach oben.
c) Die Pandemie hat die Lieferketten stark gestört und die Frachtpreise steigen lassen und sie weniger planbar gemacht.
d) Nicht zuletzt fließt Geld aus den Aktienmärken ab und wird zu spekulativen Investitionen in Rohstoffmärkte verwendet, bei denen Gewinnmitnahmen üblich sind und gleich wieder reinvestiert werden, was zu extremen Preissprüngen führt.

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KommR Karl Pilstl und Hannes Wanzenböck vom Handelshaus Pilstl lieferten detaillierte Einblicke in die aktuelle und künftige Situation auf dem Weizenmarkt

Die diesjährigen Ernteerwartungen in der Ukraine seien bereits halbiert worden, allerdings gebe es nach wie vor hohe Lagerbestände, die sich mit der nächsten Ernte noch erhöhen dürften. Der Abfluss der Ernte über Schwarzmeerhäfen sei fraglich und die Schiene als Verkehrsweg sei nicht in der Lage, die Mengen abzutransportieren und werde zudem massiv zerstört.
Russland hingegen erwartet für 2022 eine Rekordernte und könnte die Verluste der Ukraine vermutlich ersetzen, die Entscheidung fälle dort allerdings die Politik. Hungerszenarien in Afrika und Südasien seien vorstellbar. Mit Sicherheit aber dürften sich die Handelsströme im Getreidemarkt neu formieren. Spekulanten treiben die Preise innerhalb der EU weiterhin nach oben, und das könne seiner Erfahrung nach, so der Kommerzialrat, noch zwei weitere Jahre so bleiben.

Für den Roggenpreis gab Wanzenböck Teilentwarnung. Der korreliere zwar mit dem Weizenpreis, aber er werde voraussichtlich nicht so eklatant steigen. Dringend nötig sei mehr Betreuung des Roggenanbaus, der bisher dazu neige, gegenläufig zur Nachfrage ausgedehnt oder abgeschwächt zu werden.

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Der Konsumhunger dämpft die Rezessionsgefahr in Europa

Den Rohstoffmarkt aus volkswirtschaftlicher Sicht beleuchtete anschließend Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria. Viele Rahmenbedingungen, mit denen man sich derzeit herumplage, seien noch auf die Lieferengpässe und sonstigen Folgen der Pandemie wie Chip- und Materialmangel zurückzuführen. Der Krieg in der Ukraine verstärke diese Entwicklung lediglich. Gravierender sei der gewachsene Hunger nach Konsumgütern in den USA, der gegenwärtig den Lohndruck erhöhe und die Inflation dort antreibe. Dort beobachte man außerdem einen dramatischen Abgang der Boomerjahrgänge aus dem Arbeitsmarkt, pandemie-, alters- oder einkommensbedingt.

In Österreich und Europa erwartet Bruckbauer dagegen keine gravierende Rezession, weil die Erholung nach der Pandemie die Probleme überlagere. Gastronomie und Hotellerie hätten 2022 einen guten Start hingelegt und selbst der stationäre Handel jenseits des Lebensmittelhandels bewege sich wieder auf das Normalniveau zu. Der Lebensmittel-
einzelhandel habe bereits in der Pandemie seine Umsätze deutlich steigern können.
70 bis 80 % der Bevölkerung in Österreich haben seiner Einschätzung nach ausreichend Ersparnisse, um Preiserhöhungen abzufedern. Große Probleme gebe es für die unteren 20 % der Einkommensschichtung, die keine oder nur wenig Ersparnisse haben. Die Politik müsse deshalb Hilfen gezielt zu diesen Haushalten bringen.

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Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, erläuterte die Einflussfaktoren auf die weltweiten Rohstoffmärkte

Zum Außenhandel mit Russland verwies Bruckbauer darauf, dass nur 0,8 % der österreichischen Wertschöpfung nach Russland fließe. Die Importe aus Russland und der Ukraine häufen sich allerdings in bestimmten Sparten wie Energie, Eisen, Stahl, Düngemittel, Agrarrohstoffe. Hier werde es vermutlich zu weiteren Preiserhöhungen kommen. Die Abhängigkeit von Lieferungen fossiler Energie aus Russland sei nach wie vor nicht wegzudiskutieren. Wenn es kein russisches Gas mehr gebe, könne Österreich mit seinen Beständen rund 3,3 Monate auskommen, Deutschland sogar 3,7 Monate. Die „richtige Keule“ aber seien die steigenden Preise, die dann in eine Rezession führen könnten. Aber auch wenn es keine Unterbrechung des Energiezuflusses gebe, bleiben die Preise auf Dauer hoch, weil die Transformation einfach nicht so schnell zu schaffen sei.

Die Inflation werde voraussichtlich auch jenseits der Energiekrise noch für einige Zeit erhalten bleiben. Die Engpässe in Asien verschärfen die Situation und diesmal steigen nicht nur die Einkaufspreise, sondern auch die Verkaufspreise. Grund sei die wachsende Nachfrage, weil so viel Geld vorhanden ist. Die Energiepreissteigerungen könnten sogar zurückgehen. Auf eine starke Zinsanhebung durch die EZB wollte Bruckbauer allerdings nicht setzen. Während in den USA die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung von 78 % auf derzeit 70 % gesunken sei, zeige die EU steigende Erwerbsquoten.

Dem gerne kolportierten Gerücht einer Lohn-Preis-Spirale trat Bruckbauer vehement entgegen. Das habe es weder in Österreich noch in der EU in den vergangenen 25 Jahren gegeben, selbst bei hohen Lohnabschlüssen nicht. Schaue man sich das Körperschaftssteueraufkommen in Österreich an, zeige sich außerdem ein deutliches Plus in den ersten Monaten dieses Jahres.

Mittelfristig müsse sich Europa aber darauf einstellen, dass die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit Geld koste und auch die Militärausgaben der Länder deutlich steigen. Russland werde künftig eine ähnliche Rolle für Europa spielen wie derzeit der Iran. Problematischer seien die Beziehungen zu China, das nicht als Freund Europas bezeichnet werden könnte und besser gerüstet sei als die EU. Der gesellschaftliche Druck, nicht mehr aus Ländern zu kaufen, die als „no friends“ bezeichnet werden, werde steigen. Gefahr für den Wohlstand gehe außerdem von einer möglichen Wiederwahl Donald Trumps in den USA bzw. dem weiteren Anwachsen populistischer Parteien bzw. ihrer Wählerschaft in Europa aus.

Nach 1,5 Tagen intensiver Information und Diskussion schloss VDB-Obmann Michael Bruckner das Kolloquium mit der Aussicht auf das nächste, das am 19. und 20. Juni 2023 wieder in Schladming stattfinden soll.