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b+b-2022-02-Zweite Chance für Restbrot

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Von Helga Baumfalk

Der Name ist gut gewählt. „Heldenbrot“ ist das Label, unter dem das Start-up Kultimativ Restbrot eine zweite Chance gibt, indem es dieses übrig gebliebene Brot zu Keksen oder anderen Produkten verarbeitet. Und der Verbraucher hat das gute Gefühl, ein Food-Retter zu sein.

Janine Trappe und Felix Pfeffer haben ihr Unternehmen mit Sitz in Konstanz 2017 gegründet. Seither sind sie auf „Brotretter-Mission“, wie sie selbst sagen. 160.000 kg Restbrot wurden in der Zeit vor der Vernichtung bewahrt und stattdessen zu Semmelknödeln, Nudeln, Flips, Brotlingen* und neuerdings auch zu Keksen verarbeitet. Lebensmittel-Upcycling nennt man das, was sie tun.

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Felix Pfeffer und Janine Trappe, Geschäftsführer von Kultimativ, resp. Heldenbrot

Der Vertrieb läuft in erster Linie über den eigenen Onlineshop, auch über Feinkost- und Unverpacktläden, den Lebensmitteleinzelhandel und mehr als 150 Bäckereifilialen. Die Kekse – es gibt Schoko- und Zitronenkekse – werden mit Semmelbröseln aus gerettetem Brot hergestellt. „Sie geben den Keksen den besonderen Crunch und eine leicht salzige Note, die mit der kekstypischen Süße harmoniert“, erklärt Janine Trappe. Beide Sorten sind in Norddeutschland bei Bünting und Rewe gelistet, ab Mai bei Rewe auch im Süden und Westen Deutschlands.

Ganz ohne Erklärungen kommt der Verkauf upgecycelter Lebensmittel nicht aus. „Der Verbraucher muss noch lernen, warum Lebensmittel-Upcycling gut ist. Und dass es keine Geschmackseinbußen bedeutet“, so die Geschäftsführerin. Ihr Unternehmen und alle anderen Start-up-Kollegen hätten einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. „Wenn der Verbraucher an gerettete Lebensmittel denkt, hat er nicht selten Bilder im Kopf wie Hippies, die sich durch Supermarkt-Container wühlen.“ Dessen ist sie sich bewusst. „Das hat mit dem, was wir machen, natürlich überhaupt nichts zu tun.“

Kooperationen mit Bäckereien

Das Restbrot liefern Bäckereien aus Baden-Württemberg zu, mit denen Heldenbrot eine Partnerschaft vereinbart hat. Das Brot stammt aus Überproduktion, ist Havarieware mit Schönheitsfehlern und zu einem großen Teil Filialrücklauf. Trappe: „Wir verwenden nur zuvor vereinbarte Brotsorten, deren Zutatenzusammensetzung zu unseren Produkten passt. Aktuell sind es überwiegend helle Brotsorten, wie Brötchen, Weißbrot oder Baguettes. Kürzlich haben wir auch Laugengebäck integriert.“

Weitere Brotsorten sollen folgen. Janine Trappe erklärt weiter: „Wir benötigen Spezifikationen der Brote und schließen eine Lieferantenvereinbarung mit den Bäckern ab, in der u.a. geregelt ist, dass wir ausschließlich gerettetes Brot beziehen und nicht für uns in Überproduktion gegangen werden darf. Das Brot kaufen wir den Bäckern zu einem fairen Kilopreis ab. Dass es hygienisch einwandfrei sein muss und den Lebensmittelkreislauf nicht verlassen haben darf, versteht sich natürlich von selbst.“

*Brotlinge werden als Trockenmischung angeboten, die der Verbraucher durch Zugabe von Wasser zu einer Art „Frikadelle“ formen und dann braten kann.