Scroll Top

b+b-2021-06-Backen mit Wasserstoff-Energie?

f2m-bub-21-06-h2-technologie-wasserstoff

„Wie ist Ihre Position zum Einsatz der Wasserstofftechnologie im Backofenbereich?“ – diese Frage haben wir Ofenbauern in Europa und den USA gestellt. Die WP Bakerygroup, Reading Bakery Systems und die Bühler Group mit ihren Statements.

„Grundsätzlich ein perfekter Brennstoff, allerdings nicht unproblematisch“

Grundsätzlich ist Wasserstoff (H2) ein perfekter Brennstoff, da bei seiner Verbrennung mit Sauerstoff (O2) kein Kohlendioxid (CO2) erzeugt wird, sondern nur Wasser (H2O). Wasserstoff kann aus Methan (CH4) gewonnen werden, dabei entsteht allerdings dann doch wieder CO2.

Eine andere Methode ist die Elektrolyse von Wasser (H2O). Dabei wird über zwei ins Wasser eingetauchte Elektroden Gleichstrom durch das Wasser geleitet. Es entstehen an den beiden Elektroden – getrennt voneinander – die beiden Gase Wasserstoff und Sauerstoff, aber kein Kohlendioxid. In Verbindung mit aus Wind oder Solar hergestelltem Strom besteht somit eine Möglichkeit, die erzeugte elektrische Energie in großer Menge zu „speichern“.

Betrachtet man diese Energiekette – Erzeugung des Wasserstoffs aus Wind- oder Solarenergie, Erzeugung der im Backofen benötigten Energie aus Wasserstoff –, so entsteht tatsächlich im gesamten Prozess kein CO2.

f2m-bub-21-06-h2-technologie -Dr. Christoph Adams

Dr.-Ing. Christoph Adams

Allerdings ist der Einsatz von Wasserstoff aus Sicherheitsgründen nicht ganz unproblematisch. Nicht umsonst wird eine Mischung von zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff auch Knallgas genannt: Sie ist hochexplosiv!

Hinzu kommt, dass es bereits Wasserstoffbrenner gibt, diese sind aber erst ab 600 kW erhältlich, also nur für größere Anlagen. Entwicklungen beschäftigen sich auch mit Brennern bis zu 40 kW. Im Bereich Backöfen mit Brennerleistungen von 60 bis 200 kW gibt es derzeit noch keine einbaufähigen Lösungen. Sobald diese vorliegen, spricht eigentlich alles für den Einsatz von Wasserstoff im Backofenbereich. Abzuwarten ist, welche Kosten dafür erforderlich sind.

Dr.-Ing. Christoph Adams, Technischer Leiter bei der W&P Lebensmitteltechnik GmbH, Dinkelsbühl/Deutschland

„Die Verbrennung von reinem Wasserstoffgas in Öfen ist mit Herausforderungen verbunden“

Während ein 30-prozentiges Wasserstoff-Erdgas-Gemisch als Brückentechnologie auf dem Weg zu einem nachhaltigeren umweltfreundlichen Brennstoff der Zukunft betrachtet werden könnte, ist die Verbrennung von reinem Wasserstoffgas in Öfen mit den Herausforderungen eines komplizierteren Verbrennungsprozesses und Hochdruck-Speichersystemen vor Ort verbunden.

f2m-bub-21-06-h2-technologie-Joe-Zaleski_V.

Joe Zaleski

Der Energievektor, der erforderlich ist, um Wasserstoff zu erzeugen, ihn zum Standort zu transportieren, ihn zu den Verbrennungsanlagen zu leiten und ihn dann zur Wärmeerzeugung zu verbrennen, macht den Prozess nur zu 60-70 % effizient. Da komprimiertes Wasserstoffgas eine der höchsten Energiedichten aller potenziellen Brennstoffe aufweist, ist der Massentransport möglicherweise die geeignetste Verwendung für den Wasserstoff. Die Hersteller von Öfen werden zunehmend elektrisch betriebene Lösungen mit Induktion, Hochfrequenz, Ultraschall und Widerstandserwärmung als treibhausgasfreien Brennstoff der Zukunft einsetzen.

Joe Zaleski, Präsident von Reading Bakery Systems, Robesonia, Pennsylvania/USA

„Wir beobachten die Entwicklungen in diesem Sektor genau“

„Die Bühler Group will bis 2025 in den Wertschöpfungsketten ihrer Kunden 50 % Wasser, 50 % Abfall und 50 % Energie einsparen. So bekämpfen wir den Klimawandel mit innovativen Lösungen“, sagt Sonja Jeßberger, Head of Product Management Business Unit Wafer bei Bühler. „Aufgrund dieser Ziele prüfen wir permanent unterschiedliche Technologien zur Reduktion des Energieverbrauchs, zum Ersatz fossiler Energieträger sowie zur Vermeidung des CO2-Ausstoßes.

f2m-bub-21-06-h2-technologie -Sonja Jessberger

Sonja Jeßberger

Ob sich die Wasserstofftechnologie für unsere Anwendungen zur Reduktion des Verbrauchs von fossilen Energieträgern eignet, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Wir beobachten die Entwicklungen in diesem Sektor genau.“ Pietro Aresta, Director of Product Management Business Unit Biscuit bei Bühler, ergänzt: „Wasserstoff als Kraftstoff wirft heute noch unterschiedliche Fragen auf hinsichtlich Einsatz, Wartung und Sicherheit, aber auch in Bezug auf eine effektive CO2-Reduktion. Der Weg zu grünem Wasserstoff ist noch nicht unmittelbar greifbar.“ Sonja Jeßberger stellt aber klar: „Wir arbeiten kontinuierlich an weiteren alternativen Beheizungstechnologien für unsere Waffel-Backöfen.

f2m-bub-21-06-h2-technologie -Pietro Aresta

Pietro Aresta

Dabei fokussieren wir uns sowohl auf unsere Nachhaltigkeitsziele wie auch auf eine Erhöhung der Gesamtanlageneffektivität bei unseren Kunden.“

Sonja Jeßberger, Head of Product Management Business Unit Wafer, Bühler Group, Leobendorf/Österreich, und Pietro Aresta, Director of Product Management Business Unit Biscuit, Bühler Group, Skovlunde/Dänemark