Positive Stimmung herrschte, als sich in Düsseldorf die Mitglieder zur diesjährigen Jahreshauptversammlung des Verbandes Deutscher Großbäckereien am 10. September trafen. Der Verband hatte die Tagung – unter Einhaltung der gebotenen Corona-Schutzmaßnahmen – als Präsenzveranstaltung organisiert, und die Chance zum persönlichen Austausch wurde von den 57 anwesenden Mitgliedern ausgiebig genutzt.
Wichtigster Tagungspunkt der Mitgliederversammlung: die turnusmäßigen Wahlen des Präsidiums. Einstimmig wiedergewählt als Präsidentin des Verbandes wurde Prof. Dr. Ulrike Detmers (Mestemacher Gruppe, Gütersloh). Sie ist bereits seit 2013 Präsidentin des Verbandes. Auch ihre beiden Stellvertreter, Hans-Jochen Holthausen (Harry Brot, Schenefeld) und Alexander Heberer (Wiener Feinbäckerei, Frankfurt) wurden erneut zu Vizepräsidenten des Verbandes gewählt. Holthausen ist gleichzeitig Vorsitzender der Fachgruppe Lieferbäckereien, während Heberer Vorsitzender der Fachgruppe Filialbäckereien ist.
Das wiedergewählte Präsidium während der Jahrestagung in Düsseldorf: Prof. Dr. Ulrike Detmers, Hans-Jochen Holthausen (rechts) und Alexander Heberer (links)
Die Führung des Hauptausschusses Lebensmittelrecht übernimmt Christine Gayer (Lieken, Lutherstadt Wittenberg). Den Vorsitz der Tarifkommission hat weiterhin Armin Juncker, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, inne. Der Vorsitzende des Hauptausschusses Sozialpolitik wird satzungsgemäß durch den Ausschuss selbst gewählt, was zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Aktuell obliegt dessen Leitung Stephan Vogel (Erlenbacher Backwaren, Groß-Gerau).
In ihrer Eröffnungsrede zur Mitgliederversammlung ging Prof. Dr. Ulrike Detmers auf die gespaltene Situation der Filial- und der Lieferbäckereien in den vergangenen 18 Monaten der Pandemie ein. Sie prognostizierte, dass die Mobilität der Verbraucher, wie sie vor Corona war, nicht wiederkommen wird. Das Homeoffice werde bleiben. Die Unternehmen müssten sich zudem auf einen Bedeutungszuwachs des Online-Handels einstellen. Auch um Anforderungen wie Klimaneutralität und Nachhaltigkeit käme niemand drum herum. „Wir werden ethische Business Audits bekommen“, ist sich Prof. Detmers sicher.
Die Wissenschaftler der Branche: (v.l.) Tobias Schuhmacher, Prof. Dr. Meinolf Lindhauer, Prof. Dr. Thomas Becker und Prof. Dr. Friedrich Meuser
Armin Juncker bezog in seiner Rede Stellung zum Thema Salzreduktion. Ein Wert von 1,1 % sei ein akzeptabler Wert, keinesfalls eine Rezepturdiktatur. Nach seinen Worten wird auch die Reduktion von Fett und insbesondere Zucker in der Folge Fahrt aufnehmen.
Als Gastredner der Jahrestagung hatten die Großbäcker Prof. Dr. Armin Nassehi von der Ludwig-Maximilians-Universität München eingeladen, der die Zeit der Pandemie bzw. die Bewältigungsstrategien aus soziologischem Blickwinkel betrachtete. Pest oder Pocken – in der Historie gab es zwei Modelle, auf eine Pandemiesituation zu reagieren: mit Lockdowns wie zur Zeit der Pest oder man setzte auf Selbstverantwortung, wie zur Zeit der Pocken. Gar nicht einfach zu beantworten sei die Frage: Wann ist die Pandemie eigentlich zu Ende? Ebenfalls aus der historischen Erfahrung heraus wisse man: Die Zeitgenossen haben das Ende von Krisen meist nicht als solche registriert. Prof. Nassehi: „Die Pandemie hört auf zu existieren, wenn wir aufhören, darüber zu reden.“
Die nächste Jahreshauptversammlung findet vom 9. bis 11. September 2022 in Heidelberg statt.