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b+b-2021-03-Die Strategie der Globus-Meisterbäckereien

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Vor dem Hintergrund der Klimaschutzdiskussionen setzt Globus bei Eigenprodukten auf recycelbare bzw. recycelte Materialien. Plastik wird eingespart, aber nicht komplett verbannt. Auch die Globus-Meisterbäckereien haben umgestellt.

Rund 80 Prozent der in den Globus-Meisterbäckereien hergestellten frischen Back- und Konditoreiwaren kommt verpackt in die Regale des Handelskonzerns. Das Thema Verpacken hat für die Hausbäckereien also Relevanz. Neu durchdacht wurde die Verpackung für Käsekuchen, Sandkuchen und Berliner. Statt aus Plastik bestehen sie aus zwei Materialien: Pappe und einem Sichtfenster aus Kunststoff. Beides kann der Verbraucher nach Benutzung voneinander lösen und getrennt entsorgen (Altpapier, Gelber Sack).

Recyclingfähigkeit ist wichtig, Kundennutzen aber auch. Auf das Kunststoffsichtfenster wollte Globus deshalb nicht verzichten. „Testphasen haben gezeigt, dass unsere Kunden die Ware sehen möchten“, sagt Alexander Heinrich, Leiter Meisterbäckerei Globus SB-Warenhaus. Durch die Verpackungsumstellung spart das Unternehmen allein bei den Berlinern jährlich ca. 600.000 Kunststoffverpackungen ein. Das entspricht etwa 40 t Plastik.

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Hausbäckereien sind Teil der SB-Warenhäuser

Papier-Verpackungen: naturbraun statt orange

Die Papier-Verpackungen sind nicht mehr orange, sondern naturbraun. Ohne Einfärbung könne das Papier besser recycelt werden, berichtet Heinrich. „Für unsere Brote und Brötchen nutzen wir Tüten aus 100 Prozent recyceltem Papier. Für die restlichen 95 Prozent der Artikel setzen wir Blister aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff ein. Mit der Neuerung, recycelte Materialien zu nutzen, wollen wir den Recyclingkreislauf vorantreiben.“ Ein Ziel, das sich das Rezyklat-
Forum – der Handelskonzern ist seit 2018 Mitglied – vorgenommen hat.

Die Globus-Gruppe

1828 im saarländischen St. Wendel gegründet, betreibt das konzernunabhängige Familienunternehmen Globus heute insgesamt 49 Globus SB-Warenhäuser, 90 Globus Baufachmärkte, sechs Alpha-Tecc. Elektrofachmärkte, außerdem 15 Globus Hypermärkte in Tschechien und 18 Hypermärkte in Russland. Insgesamt erwirtschaftete die Handelsgruppe im vergangenen Geschäftsjahr rund 7,95 Mrd. EUR Umsatz und beschäftigt mehr als 46.000 Mitarbeiter, darunter rund 600 Bäcker und Konditoren in Deutschland, 350 in Russland sowie 300 in Tschechien. Sie sind das Rückgrat der 41 Meisterbäckereien in Deutschland, 15 in Tschechien und 18 in Russland.

Hausbäckereien
Mindestens 90 Prozent der in den SB-Regalen der Globus-Handelshäuser angebotenen Backwaren stammen aus den Globus-Meisterbäckereien. Die Bäcker und Konditoren produzieren täglich rund 200 unterschiedliche Artikel vom Brot über den Baumkuchen bis hin zu 150 Konditoreiwaren. Darunter finden sich regionale Besonderheiten, die standortabhängig zu erwerben sind. Es gibt nur weniges, was nicht im Markt selbst entsteht und stattdessen von der Globus-eigenen Zentralproduktion in Bingen übernommen wird. Dazu gehören laminierte Teige wie Plunder und Croissants, Spezialartikel wie Sandkuchen, Rührkuchen und Saisonware wie Stollenkonfekt, Weckmänner oder Lebkuchen.
Die Meisterbäckereien bestücken die Restaurants und/oder Snack-Inseln der SB-Warenhäuser mit Premiumartikeln für die Kuchentheke, mit unverpackten Broten, belegten Brötchen, teils mit Snacks to go und mit Pizzateigen. Vor allem aber produzieren die Meisterbäckereien für die SB-Regale der Märkte.

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Verschiedene Lebensmittel, verschiedene Ansprüche

Auch wenn Kunststoff keine nachwachsende Ressource ist wie Papier, in Sachen Hygiene und Produktschutz bringt er Vorteile mit. Kunststoffe sind besser als ihr Ruf, findet man bei Globus. Alexander Heinrich: „Verschiedene Lebensmittel haben verschiedenste Ansprüche. Ölige, fettige und feuchte Lebensmittel müssen so verpackt werden, dass sie transportfähig, lebensmittelecht und aufbewahrungstauglich sind. Aus diesem Grund ist es nicht ratsam, komplett auf Plastikverpackungen zu verzichten.“ Es komme auf die Plastikart und den anschließenden Recyclingprozess an. „Statt schwarzem Plastik setzen wir nun auf elfenbeinfarbenen Kunststoff. Dieser ist recyclingfähiger, kann von Sortieranlagen besser erkannt werden und besteht aus Rezyklat. Der Kunststoff hat also mindestens eine Lebensphase hinter sich gelegt, bevor er durch Recycling zu unseren elfenbeinfarbenen Verpackungen geformt wurde.“

Gleichzeitig, darauf weist Alexander Heinrich hin, wird beim neuen Verpackungs-Konzept darauf geachtet, dass Rezyklate nur dann zum Einsatz kommen, wenn garantiert ist, dass dem Lebensmittel kein Schaden zugefügt wird. „Unsere Clear Cups beispielsweise bestehen zwar überwiegend aus Rezyklat, haben aber zum Wohl der Elastizität und des Lebensmittels einen Anteil von 20 Prozent Frischplastik beigemengt.“ Frischplastik dient nach seinen Worten bei einigen Verpackungen als Sperrschicht zwischen Rezyklat und Lebensmittel, zumindest bei feuchten, fettigen oder öl-haltigen Produkten.

Das Rezyklat-Forum

Seit 2018 ist Globus Mitglied im Rezyklat-Forum. In der Initiative haben sich Händler, Konsumgüterhersteller, Verpackungsanbieter und Entsorger zusammengeschlossen, um das Bewusstsein der Verbraucher für eine Kreislaufwirtschaft von Verpackungen zu fördern, eine sortenreine Trennung der Wertstoffe zu erreichen, das Recycling von Kunststoffen voranzutreiben und mehr Recyclingkunststoffe einzusetzen. Darüber hinaus strebt das Forum an, Verpackungen zu reduzieren und im Entstehungsprozess neuer Verpackungen darauf zu achten, dass diese recyclingfähig sind, damit sie als Ressource dem Kreislauf erhalten bleiben. Die Initiative zählt mittlerweile 47 Mitglieder.

Kunden hinterfragen mehr

Die Einstellung der Kunden gegenüber Verpackungen hat sich nach den Erfahrungen des Meisterbäckerei-Leiters verändert. „Die Kunden hinterfragen das Handeln eines Unternehmens immer mehr, aus diesem Grund sind wir nicht nur aus ökologischen Gründen daran interessiert, unsere Prozesse zu optimieren, sondern natürlich auch, um unseren Kunden zu zeigen, dass wir unseren Beitrag zu einer reibungslosen Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit leisten.“ Und weiter: „Die Pandemie hat das Umweltbewusstsein und den Gesundheitsgedanken nicht nur in Richtung Ernährung, sondern auch in weitere Richtungen, wie Verpackungsalternativen, gestärkt.“ Die Kunden seien noch interessierter am Thema als zuvor schon und auf der Suche nach Information. Globus möchte die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien vermitteln. Heinrich: „Die Kunden sollen transparent einsehen können, weswegen wir uns für welche Verpackungsart entschieden haben, und verstehen, wie diese ideal dem Recyclingkreislauf zugeführt werden kann.“ Das Was und das Wie kommuniziert Globus über die Homepage unter der Rubrik „Bewusst Leben“ und über Hinweise auf den Verpackungen selbst.

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Die Bäcker und Konditoren produzieren vor Ort täglich rund 200 unterschiedliche Artikel

In der Regel ist die Herstellung von Verpackungen mit recycelten Rohstoffen etwas teurer. Durch Optimierungen hat der Handelskonzern nach eigenen Aussagen bei vielen Verpackungen auf demselben Einkaufspreis-Niveau bleiben können. Zusätzliche Kosten würden nicht an die Kunden weitergegeben werden.

Rohstoffanlieferung im Mehrwegcontainer

Neben der Verpackungsumstellung hat sich etwas anderes verändert. Einige Rohstoffe erreichen die Bäckerei jetzt im Mehrwegcontainer. „Sowohl unsere Lieferanten als auch unsere Mitarbeiter haben die Einführung von Mehrweg-Containern für die Rohstofflieferung sehr positiv aufgenommen“, berichtet Alexander Heinrich. „Sie reduzieren nicht nur den Verpackungsmüll, sondern sind in der Handhabung einfacher. So fällt die Dosierung nun um einiges leichter und ist körperfreundlicher gestaltet. Auch ist der Ablauf des Verfahrens recht simpel, weswegen es keinerlei Probleme bei der Belieferung oder Abholung gibt.“

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„Die Pandemie hat das Umweltbewusstsein und den Gesundheitsgedanken nicht nur in Richtung Ernährung, sondern auch in weitere Richtungen, wie Verpackungsalternativen, gestärkt“, Alexander Heinrich

In der Zentralproduktion in Bingen nutzt Globus 400- und 600-l-Container für Speiseöl und 500-l-Container für Eier. Auch bei Fruchtfüllungen wurde auf Mehrweg umgestellt. Sobald ein Container entleert ist, wird er in einem separaten Raum gelagert. Abholung und Reinigung übernehmen die Lieferanten.

Helga Baumfalk