Kaak hat die Silowacht BV übernommen und damit seine Produktpalette um die Bereiche Silobau und Zutatendosierung erweitert. Diese Prozesse ergänzen die bestehende Expertise der niederländischen Gruppe und vervollständigen ihr Angebot in den wesentlichen Prozessen bis zum Kneten.
Die kürzliche Übernahme von Silowacht, einem Spezialisten mit mehr als 30 Jahren Erfahrung und einem Jahresumsatz von über 7 Mio. EUR, steht im Einklang mit der Kaak-Strategie einer vertikalen Integration, ganz nach dem Motto „vom Silo zum Lkw“. Silowacht mit seiner Produktion im niederländischen Zwolle hat sich auf Prozesse spezialisiert, die komplementär sind zu jenen der Kaak-Zentrale in Terborg. Die Unternehmen können nun auf den aktuellen Trend zu längerer Kesselgare mit Lösungen für das Gären und die genaue Dosierung reagieren. 35 Mitarbeiter sind für Silowacht tätig; das Tagesgeschäft verantwortet unverändert Jules Plevier. Als Kaak im März die neuen Kollegen in der Gruppe willkommen hieß, gewährten uns Aart-Jan Hartman, Chief Commercial Officer von Kaak, und Jules Plevier, Geschäftsführer von Silowacht, ein Interview, um uns darüber zu informieren, wie sie in Zukunft zusammenarbeiten wollen.
Das Kaak-Versprechen „vom Silo zum Lkw“, so einfach es auch klingen mag, impliziert viele Aspekte, in denen das Unternehmen in der gesamten Verarbeitungskette tätig ist. Deshalb haben sich die Unternehmen, die sich der Gruppe angeschlossen haben, auf verschiedene Segmente der Backwarenherstellung spezialisiert – vom Start, mit dem Silobau, über Fördersysteme bis hin zu Knetern und den Prozessschritten Gären, Backen, Kühlen/Gefrieren und sogar dem Verpacken und Kistenhandling – bis zum Lkw. „Kaak hat sich zum Ziel gesetzt, von kompletten Linien bis hin zur Architektur der gesamten Bäckerei Komplettlösungen anzubieten. Auf diese Weise hat sich die Kaak-Gruppe in den letzten 20 bis 30 Jahren mit der Automatisierung weiterentwickelt, wobei wir die Richtung seit unserer Gründung vor 175 Jahren beibehalten haben“, so der CCO von Kaak.
Silowacht
+ Gegründet vor 32 Jahren
+ 35 Mitarbeiter
+ Hauptsitz ist in Zwolle/Niederlande
+ Bietet Silo-Service und -Wartung sowie Lösungen für die Dosierung von Feststoffen, Flüssigkeiten und Kleinstmengen
+ Als Teil der Kaak-Gruppe mit allen Disziplinen im Haus, vom Engineering bis zur schlüsselfertigen Lieferung einschließlich der Automatisierung, wird der Fokus in den kommenden Jahren auf dem kompletten Prozess liegen, vom „Silo zum Lkw“
Jules Plevier (l.) und Aart-Jan Hartman
„Vom Silo zum Kneter“
Das Unternehmen Silowacht erweitert die Kompetenz von Kaak im Segment „vom Silo zum Kneter“. Hier hätten große Verschiebungen in den letzten Jahren die Bedeutung der Technologie vor dem Gären wachsen lassen. Der Neuzugang sei deshalb genau zur richtigen Zeit gekommen, erfahren wir. Es gibt viele Triebkräfte für diesen Trend, darunter Umweltaspekte, Rückverfolgbarkeit und Produktrezepturen, der Austausch künstlicher Inhaltsstoffe, betont Hartman. „Das Ergebnis all dieser Dynamik ist, dass wir mehr Zeit brauchen. Sie ist der beste Verbündete der Natur und immer die beste Lösung für alles, auch für die Brotherstellung“, erklärt er. Zeit sieht er als Schlüsselzutat beim Backen, die auf einen natürlichen Prozess hinweist. Die Kaak-Gruppe ist auf Ausrüstungen spezialisiert, die diesen Trend unterstützen: So war sie an der Entwicklung von Ausrollanlagen beteiligt, die eine schonende Teigführung ermöglichen, und hat mehrere Projekte für die Endgare mit Gärzeiten von bis zu 15 Stunden durchgeführt (dieser Trend ist z. B. in Spanien, Frankreich und generell in Südeuropa bereits zu beobachten). Hier beginnen die Herausforderungen, denn die Fertigungseffizienz erfordert schnellere Prozesse. Die Balance, die richtige Zeit zu finden, liegt in der Technologie. „Zeit bedeutet Volumen, und das liegt im Vorfeld des Prozesses – hier kommt die ‚vom Silo-zum-Kneter-Technologie‘ von Silowacht ins Spiel. Wir mussten unsere Qualitäten in der Teigverarbeitung und -handhabung innerhalb der Kaak-Gruppe stärken; eine Kombination aus Dosiergenauigkeit, Geschwindigkeit, Gärung, vorverarbeitenden Materialien bis hin zur Fertigstellung des Teigs“, fügt Hartman hinzu. Der Trend zu mehr Natürlichkeit macht die dem Mischen vorgelagerten Prozesse immer komplexer, da zusätzliche Zutaten ins Spiel kommen, Flüssigkeiten neben Feststoffen. „Die Antwort liegt in der Automatisierung, und da bündeln wir jetzt unsere Stärken für diesen Teil des Prozesses, vom Schüttgutlager für die Zutaten bis zum Teig“, erklärt auch Plevier von Silowacht.
Stärke bei Einzelunternehmen
Die Workflow-Integration ist bereits im Gange, da die Gruppe begonnen hat, Projekte gemeinsam zu entwickeln. Der CCO von Kaak verrät, dass dies die Art und Weise, wie sie arbeiten, verändern wird: „Die Stärke der Gruppe liegt darin, dass wir sehr starke Einzelunternehmen haben und eine sehr starke Kette von Unternehmen, die alle ihre Technologien zusammenbringen und ihre technischen Fähigkeiten.“ Es folgt ein steiler Lernprozess; so ist es beispielsweise sehr wichtig, die Software-Struktur zu verbinden und Lösungen zu haben, die die gleiche Sprache sprechen. „Das wird auf jeden Fall das Thema der nächsten Monate sein, das ausgeklügelte Steuerungssystem von Silowacht mit der Software von Kaak zusammenzubringen“, erwartet Hartman.
Das komplexe Steuerungssystem von Silowacht wurde entwickelt, um alle Herausforderungen in Bezug auf Präzision, Timing und diverse Zutaten mit unterschiedlichen Anforderungen zu erfüllen. „Das System ist in der Lage, den gesamten Prozess morgens oder für den 24/7-Betrieb zu starten und ihn rund um die Teigherstellung vollständig zu automatisieren. Der nächste Schritt, den wir steuern können, betrifft den Gärschrank, die Kontrollwaage und so weiter, denn Bäckereien haben oft separate Prozessanlagen mit eigenem Steuerungssystem. Wir wollen vielmehr den gesamten Prozess von Anfang an steuern. Hierfür sind Integration und Automatisierung der Schlüssel, um den gesamten Prozess vollständig zu kontrollieren und die richtigen Statistiken an die Betriebsleitung zu liefern. Diese Schritte werden in den kommenden Jahren entscheidend sein, um die Bäckerei der Zukunft aufzubauen“, betont Plevier.
Reformulierungen für alles, von der Salz- oder Zuckerreduktion bis hin zu „better for you“-Trends, bedeuten Herausforderungen für die vor dem Mischen stehenden Betriebe. Die Prozesse in diesen Phasen sind sehr dynamisch, und um das Weglassen bestimmter Zutaten zu bewältigen, müssen neue hinzugefügt werden, um es auszugleichen. „Deshalb haben wir immer eine strukturelle Beziehung zum Kunden, der oft Rezepturen und Teile des Prozesses ändert, um Verbraucheranforderungen zu erfüllen. Lösungen werden von Fall zu Fall gefunden, vom Hinzufügen eines neuen Silos bis zur Optimierung der Anlage oder der Anpassung der Automatisierung“, bemerkt Silowacht.
Der Silo- und Dosierspezialist konzentriert sich nun auf das Managen der Mikrodosierung von Inhaltsstoffen, die sehr unterschiedlich sein kann, insbesondere in Betrieben, die viele unterschiedliche Produkte auf ihren Linien fahren. „Meistens wird dies noch manuell erledigt. Deshalb arbeiten wir an Dosieranlagen für Kleinstmengen, um auch diesen Teil zu automatisieren und direkt aus kleinen Silos zu dosieren“, führt Plevier aus.
Wichtige Aspekte im Fokus der F&E mit den gebündelten Stärken der Gruppe werden in der Präzision, Rückverfolgbarkeit und Lagerung liegen – für das spezifische Produkt, seine Rezeptur und Anforderungen, ob es sich um ein französisches Baguette oder ein spanisches Brot handelt. „Wir haben uns in den letzten 10 Jahren auf technologische Verbesserungen konzentriert. Von nun an sollten wir unsere Perspektive auf die Endprodukte lenken und zum Beispiel die Qualität des Teigs messen, um das Brot weiter zu verbessern“, betont Plevier. So kombiniert die Kaak-Gruppe ihre Stärken mit denen, die Silowacht mit an Bord bringt.