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b+b-2021-01-Rückenwind für Bio

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Nach ersten Schätzungen wird der deutsche Bio-Lebensmittelmarkt 2020 mit über 14 Mrd. EUR (Umsatz) eine neue Bestmarke erreichen. Das wäre ein Plus von 17 % gegenüber dem Vorjahr.

Schon 2019 hatte der Bio-Lebensmittelmarkt in Deutschland mit rund 11,97 Mrd. EUR ein Umsatzplus von knapp 10 % gegenüber 2018 hingelegt. Gemessen am gesamten Lebensmittelmarkt betrug der Bio-Anteil in dem Jahr rund 5,68 % (laut Statista). Damit ist Bio kein Massenmarkt, aber die Zahlen zeigen langfristig nach oben. 2010 lag der Anteil noch bei 3,74 %.

Treiber des Bio-Marktes

Zwei wichtige Treiber für das Wachstum sind die zunehmende Verfügbarkeit auf der einen Seite und das steigende Bewusstsein der Verbraucher für Bio-Produkte auf der anderen. 2020 legte Bio an Bedeutung zu. Mit der Pandemiesituation hat sich der Konsum von Lebensmitteln zunehmend auf „at home“ verlagert. In den Haushalten wurde häufiger selber gekocht. Die Verbraucher kauften weniger häufig, dafür bewusster ein und haben laut Öko-Barometer 2020 mehr Wert auf Regionalität und Bio gelegt. Warum? Die österreichische Food-Trendforscherin und Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler hat eine Erklärung: „In Krisen greifen wir vor allem auf Vertrautes zurück. Und regionale Produkte und Bio genießen einen Vertrauensvorschuss.“

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Hanni Rützler

Außerdem stehe Bio für Natürlichkeit und Frische. Und das wiederum verbinden viele mit gesundem Essen. Dass also Bio-Produkte zu Zeiten einer Gesundheitskrise einen Boom erfahren, überrasche nicht.

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Neben dem Gesundheitsaspekt spricht noch etwas anderes für Bio. Laut PwC-Umfrage, die zwischen Dezember 2020 und Januar 2021 mit 1.000 Teilnehmern durchgeführt wurde, ist die höhere Umweltfreundlichkeit zu einem der Hauptargumente für den Kauf von Bio-Lebensmitteln geworden. Mit ihm wächst das Bedürfnis nach Information. PwC: „Die Verbraucher haben ein steigendes Interesse daran, im Detail zu erfahren, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel produziert wurden und welche Auswirkungen die Herstellung auf Mensch und Umwelt hat.“ Der Studie zufolge landen bei jedem vierten Deutschen (24 %) nach eigener Einschätzung mittlerweile mehr Biolebensmittel als konventionelle Produkte im Einkaufskorb. 2017 waren es noch 14 %. Der Anteil an Bio-Verweigerern hat sich in diesem Zeitraum halbiert: Nur jeder Zehnte (11 %) kauft gar keine Bio-Produkte (2017: 21 %).

Der Schutz von Umwelt, Klima und Tieren wurde auch von den Teilnehmern des Öko-Barometers 2020 am häufigsten als wichtigster Grund für den Kauf von Bio-Lebensmitteln genannt (insbesondere in der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen). Faire Produktion und Handel wurde meist als zweitwichtigster Grund angegeben. Mit zunehmendem Alter der Befragten spielen jedoch die gesundheitlichen Aspekte beim Kauf von Bio-Lebensmitteln eine größere Rolle.

Das Öko-Barometer 2020 zeigt außerdem, dass:
+ die meisten Bio-Produkte im LEH gekauft werden (90 % der Konsumenten). 68 % nutzen das Bio-Angebot beim Discounter. 65 % der Bio-Konsumenten kaufen beim Bäcker ein.
+ am häufigsten Eier, Gemüse und Obst in Bio-Qualität gekauft werden. Bio-Brotwaren rangieren auf Platz 6.
+ Schüler und Menschen mit höherem Bildungsabschluss häufiger zu Bio-Lebensmitteln greifen.
+ Frauen und Besserverdienende tendenziell häufiger zu den Intensivkonsumenten gehören.

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Wachstum über den LEH

Betrachtet man die Vertriebskanäle, treibt vor allem der LEH das Wachstum in Deutschland voran. Das britische Marktforschungsinstitut Ecovia Intelligence berichtet 2019, dass rund zwei Drittel aller Ausgaben für Bio-Produkte auf den LEH entfallen. Das stärkste Wachstum ist laut Ecovia Intelligence aber auf den Wochenmärkten zu beobachten, wohl auch eine Folge des Trends zur Regionalität. Allerdings liegt das Niveau hier mit rund 3 % deutlich niedriger.

Harry Brot testet Bio-Sandwichbrot

Funktioniert Bio auch SB-verpackt im Brotregal? Harry-Brot startete eine neue Produktrange unter der Marke Sammy’s Super Sandwich: Bio Vollkorn Sandwich und Bio Mehrkorn Sandwich. Sie werden in kleiner Packungsgröße (375 g) im Handel angeboten. „Der Inhome-Konsum ist bei den Verbrauchern in den Fokus gerückt“, erklärt die Unternehmenssprecherin. „Nach wie vor liegt der Trend bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung. Da darf auch Bio nicht fehlen.“ Die neuen Produkte erfüllen außerdem den Verbraucherwunsch nach mehr Abwechslung für zu Hause.

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Bio-Ländermärkte

Was die Ländermärkte betrifft, haben die USA den größten Markt für Bio-Lebensmittel. Dänemark ist führend in Bezug auf den Marktanteil, wo rund 11,5 % des Einzelhandels-
umsatzes mit Bio-Produkten erzielt werden. Die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Bio werden in der Schweiz und Dänemark getätigt, gefolgt von Schweden.

Für 2020 macht Amarjit Sahota, Gründer von Ecovia Intelligence, einen „Coronavirus Boost für die weltweite Bio-Branche“ aus. Von Indien über Europa bis in die USA haben Groß- und Einzelhändler seiner Einschätzung nach pandemiebedingt einen Nachfrageschub bis 40 % im Vergleich zum Vorjahr erfahren.

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Bio-Brotmarkt 2020

Laut oekolandbau.de griffen die Verbraucher im vergangenen Jahr wieder häufiger zu Bio-Brot. Die Verkaufsmengen legten um 17,8 % zu. Zwischen 2017 und 2019 war der Verkauf von Bio-Broten zuvor (wie der Verkauf von konventionellem Brot) zurückgegangen. 2020 stammten 5 % der in Deutschland verkauften Brote aus ökologischer Erzeugung und Verarbeitung. Drei Viertel der Bio-Brote werden als lose Ware an Brottheken verkauft, anders als bei konventionellem Brot, bei dem fast die Hälfte verpackt verkauft wird.

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Neben Brot haben sich Brötchen immer mehr zum Umsatzbringer entwickelt, so das Informationsportal. Ein Drittel der gesamten Umsätze mit Bio-Brot und -Backwaren entfällt auf Brötchen. Bei den Bio-Bäckereien sind es gut 40 %. Der Anteil der Bäckereien am Brötchenverkauf sinkt allerdings. In der ersten drei Quartalen 2020 waren es nur noch 56 %. 2015 waren es noch fast 70 %. Oekolandbau.de zeigt, dass immer mehr verpackte, vorgebackene oder TK-Bio-Brötchen gekauft werden.

Bio-Mühle Bauckhof

„Wir sehen, dass unsere Bäcker-Kunden wachsen“

Die Bewegungen im Bio-Markt zeichnen sich in ähnlicher Weise auch auf der Bio Rohstoffseite ab. „2020 haben wir rund ein Viertel mehr umgesetzt“, sagt Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer der Bio-Mühle Bauckhof im niedersächsischen Rosche. „Besonders im März und April zog die Nachfrage kräftig an.“ Zeitweise überragten sie die Möglichkeiten. Die Maschinenkapazität war der Bottleneck, nicht die Rohstoffversorgung. Bauck: „Unsere Landwirte konnten die Mehrmengen liefern, die wir brauchten. Wir pflegen langjährige partnerschaftliche Beziehungen zu unseren Lieferanten. Das hilft in solchen Situationen.“

f2m-bub-21-01-bio-markt-Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer (Foto Bauck GmbH)

Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer Bauck GmbH

Mit rund 230 Mitarbeitern produziert Bauckhof im Dreischichtbetrieb Mehle, Schrote und Flocken sowie Vormischungen in Bio- bzw. Demeter-Qualität. Das Hauptgeschäft (50 % Umsatzanteil) macht die Bio-Mühle mit der eigenen Marke Bauckhof über den Bio-Fachhandel und den LEH. Etwa ein Viertel vom Umsatz entfällt auf den Export in mehr als 30 Länder weltweit.

Bio-Bäckereien beliefert das Unternehmen hauptsächlich mit Bio-Dinkel, Bio-Roggen und Bio-Weizen. Glutenfreie Mehle seien auf Bäckerseite noch eine Spezialität. Bauck: „Wir sehen, dass unsere Bäcker-Kunden wachsen, im Wesentlichen mit ihrem bestehenden Sortiment.“
Mit den Landwirten schließt die Bio-Mühle Mehrjahreskontrakte ab. „An den Marktschwankungen auf dem Getreidemarkt nehmen wir nicht teil. Bei uns kostet das Mehl über Jahre gleich viel, in der Regel ist es etwas teurer. Wir kaufen nicht nach Preis, sondern nach Möglichkeit bei denselben Lieferanten und regional, um unsere Qualitäten und Liefersicherheit zu garantieren. Dafür können wir nicht jedes Schnäppchen mitnehmen.“
Seit 2006 gehören glutenfreie Mehle sowie Flocken (aus Reis, Mais, Hirse, Kichererbsen oder Quinoa) zur Range, seit 2010 außerdem glutenfreier Hafer (Glutengehalt <20 ppm). 56 % aller verkauften Produkte von Bauckhof sind glutenfrei. Um mehr Kapazität zu schaffen, nahm man im September 2020 eine neue „Glutenfrei-Mühle“ in Betrieb, die pro Jahr rund 20.000 t verarbeiten kann. Mehr als 20 Mio. EUR wurden in den Neubau investiert. Jan-Peter Bauck: „Damit festigen wir unseren Platz als größter Produzent von glutenfreien Haferprodukten in Europa.“

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