Für das Jahr 2021 rechnet die Pandriks Gruppe, zu der die Fuldaer Bio-Großbäckerei gehört, mit einem Gesamtumsatz von 80 Mio. EUR bei dem Verkauf von Premium-Backwaren. Die Zulassung als Demeter-Betrieb hebt das Unternehmen jetzt auf die nächste Bio-Qualitätsstufe.
Auch wenn Corona und die Lockdown-Phasen 2020 nicht völlig spurlos vorbeizogen: Mit hochwertigen Bio-Backwaren und dem Fokus auf den Handel ist Bio Breadness gut aufgestellt. Geschäftsführer Andreas Swoboda rechnet für das kommende Geschäftsjahr mit einer positiven Umsatzentwicklung. Er sieht einen leichten Corona-Push-Effekt für Bio. „Wir stellen fest, dass Qualität mit Gesundheitsbezug absatzfördernd ist.“
„Mit Bio tue ich etwas Gutes, es schmeckt mir besser und es bekommt mir besser. Diesen Spirit versuchen wir, mit unseren Produkten zu transportieren.“
Andreas Swoboda
Als in der ersten Lockdownphase 2020 die Menschen weniger häufig einkaufen gingen, verschoben sich die Kaufimpulse nach unten und damit auch kurzfristig der Absatz der Bio-Bäcker. Die Delle mit Corona hat Bio Breadness bis zum Sommer gut bewältigen können. Einen Schub bekamen u. a. die MAP-verpackten Bio-Backwaren zum Aufbacken für zu Hause. „Unsere Marke SlooOW entwickelt sich gut am Markt“, erklärt Andreas Swoboda. „Ihre Attraktivität liegt nicht zuletzt in der Möglichkeit für den Verbraucher, sich mit den Bio-Backwaren in Spitzenqualität bevorraten zu können.“
Um der Aufwärtsbewegung zusätzliche Dynamik zu verleihen, entschied sich Bio Breadness für eine Zusammenarbeit mit Demeter. „Wir schätzen die Qualitätsphilosophie und was dahintersteht. Zusätzlich ist es ein deutlicher Schritt, unsere gesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und an einer Agrarwende mitzuarbeiten. Es ist eine gute Kooperation nicht nur für unseren Absatz, sondern auch für unsere innere Haltung.“
Im Januar 2021 kamen die ersten beiden SlooOW-Brötchen in Demeter-Qualität auf den Markt. Der Lieferstart ist für das Frühjahr geplant. Bewusst entschied man sich für zwei Artikel, die sich als „Doppel“ platzieren lassen. „Die Gebäcke sind eine echte Innovation“, erklärt Swoboda. „Wir arbeiten mit Demeter-Qualität, mit Langzeitführung und wir backen auf Stein. Wir haben einen modernen Artikel geschaffen, der auch für junge Leute attraktiv ist.“ Die ersten Reaktionen von Händlerseite sind positiv. Ob weitere Produkte hinzukommen, da will sich der Geschäftsführer nicht festlegen. „Wir entscheiden sechs oder acht Monate vor der nächsten Ernte, ob wir den Rohwarenanteil in Demeter-Qualität erhöhen können.“
Mit Bio-Broten, Bio-Baguettes und Bio-Brötchen für die Bake-off-Stationen des Handels und MAP-verpackt für Endverbraucher führt Bio Breadness ein schmales Sortiment. Vom Bio-Toast, bis Herbst 2019 noch Teil der Range, hat man sich verabschiedet. „Wir haben eine relativ dynamische Entwicklung hingelegt und mussten uns fokussieren. Das hat uns gut getan.“
Familien, 50-Jährige und die Millennials
Unter den Bio-Käufern macht Bio Breadness zwei große Konsumentengruppen aus: Das sind auf der einen Seite die Familien mit kleinen Kindern und die Verbraucher im Altersschnitt um die 50 Jahre. Inzwischen taucht eine weitere große Gruppe auf: die Millennials, was auch damit zu tun habe, dass Bio Breadness an den Selbstbedienungsstationen der Handelskunden stark vertreten ist, so der Firmenchef. „Wir sehen hier eine wachsende Verbrauchergruppe junger Menschen, die offen für Nachhaltigkeit und Bio ist.“ Sie seien eine entscheidende Zielgruppe für die zukünftige Absatzentwicklung. Um sie zu erreichen, brauche es Produkte, die als Eckartikel des täglichen Konsums akzeptiert werden, keine außergewöhnlichen Gebäcke. „Wir müssen uns an den Eckartikeln orientieren, um die jungen Leute in einem relevanten Umfang zu erreichen. Denn das ist unser Ziel. Wir wollen, dass Bio in der Mitte der Gesellschaft ankommt.“
Unterschiede in Europa
Die Bio-Märkte in Europa unterscheiden sich – nicht nur in ihrer Größenordnung. Bio Breadness stellt eine merkliche Dynamik u. a. in Frankreich, Dänemark und den Niederlanden fest, genauso in osteuropäischen Ländern wie Polen. Speziell beim Brot hänge die Bio-Nachfrage oft davon ab, wie verpackte Ware akzeptiert wird. „In den Niederlanden ist man zum Beispiel eher gewöhnt, Brot vorverpackt zu kaufen. Dort war der Anstieg von MAP-verpackter Ware im ersten Lockdown meiner Beobachtung nach noch größer als in Deutschland. Die Deutschen kaufen ihr Brot schon gerne unverpackt.“ Generell lässt sich festhalten, dass in den Regionen Europas, in denen die Menschen ihre Primärbedürfnisse gut im Griff haben und sich um die Umwelt und die Zukunft unseres Planeten Gedanken machen – insbesondere aus der Jugendbewegung heraus –, die Unterstützung von ökologischen Lebensmitteln stark ist.
In Demeter-Qualität: die zwei Neuprodukte in der SlooOW-Range
In Sachen Kunststoff-Verpackung ist Bio Breadness auf der Suche nach Alternativen. Swoboda: „Die ganze Branche ist auf der Suche. Zwar gibt es diverse Verpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe, auf Cellulose- oder auf Maisbasis, aber das Problem ist für alle gleich. Man bekommt die Vereinbarkeit von Siegel- und Barriereeigenschaften und den notwendigen niedrigen Sauerstoffgehalt noch nicht hin, das braucht Zeit.“
Die Preisentwicklung am Bio-Markt folgt ihren eigenen Gesetzen. Bio-Rohstoffe sind begrenzt verfügbar, die Preisschwankungen höher als bei konventionellen Backwaren. Aber es geht um mehr. Andreas Swoboda: „Wenn wir preiswert Bio anbieten wollen, damit es sich jeder leisten kann, darf es nicht billig sein, sondern preiswert. Wir achten besonders auf die eigene Effizienz im Unternehmen und im Handel, um den Landwirten einen angemessenen Ausgleich für ihre Leistung zahlen zu können.“
Bio Breadness
Bio Breadness in Fulda gehört seit 2016 zur niederländischen Pandriks-Gruppe, die das Unternehmen vor knapp fünf Jahren – damals noch unter dem Namen ggg (gutes gut gebacken GmbH) – von der WEG Stiftung kaufte. Ein handwerklicher Mühlenbetrieb in der Nähe zu Bamberg sichert die Rohstoffversorgung.
Bio Breadness beliefert den Einzel- und Fachhandel in Deutschland und in sechs europäischen Ländern mit Bio-Broten, Bio-Baguettes sowie Bio-Brötchen. 80 % des Umsatzes macht der Bio-Großbäcker mit Bake-off-Produkten; 20 % steuern die MAP-verpackten Bio-Backwaren bei, die unter der Marke SlooOW laufen. Die Range zählt fünf Brötchen und Baguettes in Bio-Qualität, seit Anfang 2021 gehören außerdem zwei Kleingebäcke in Demeter-Qualität dazu. Noch keine Umsatzrelevanz haben TK-Haushaltsverpackungen, mit denen das Unternehmen vor Kurzem gestartet ist.
Mit insgesamt 100 Mitarbeitern in fünf Teams produziert Bio Breadness 24/7. Alles läuft in enger Abstimmung mit der holländischen Mutter, die seit 2020 ebenfalls Bio-zertifiziert ist. Dass „Bio“ nicht nur in Deutschland, sondern parallel in Meppel hergestellt werden kann, schafft Raum für mehr Flexibilität, und es verkürzt die Lieferwege. Von Holland aus werden Bio-Kunden in Benelux beliefert.
Ende Dezember 2020 nahm Pandriks einen Erweiterungsbau in Betrieb. 13.000 qm Produktionsfläche, eine Linie zur Herstellung von Brot für den Bake-off und ein Kühllager mit 12.000 Palettenstellplätzen kamen am Stammsitz Meppel hinzu. Derzeit werden die Möglichkeiten für Erweiterungen bei der deutschen Tochter überprüft. Andreas Swoboda: „Auch in Fulda gibt es noch Platz für einen Ausbau. Wir schauen, inwieweit wir einen Schritt weitergehen können.“