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b+b-2020-03-Flexibel und rasch reagieren

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Wolfgang Mayer, Mitglied der Geschäftsführung von backaldrin International The Kornspitz Company GmbH, sprach mit Hildegard M. Keil darüber, wie das Unternehmen, das Bäckereien rund um die Welt mit Rohstoffen beliefert und Produktionen in verschiedenen Ländern betreibt, die Corona-Krise erlebt und bewältigt.

Keil: Herr Mayer, backaldrin hat unter anderem Produktionsbetriebe in Österreich, Russland, Jordanien und China. Wie unterschiedlich macht sich die Corona-Pandemie in den Ländern bemerkbar?
Mayer: Die Maßnahmen, die die einzelnen Länder getroffen haben, sind unterschiedlich und auch zeitlich versetzt. Unser Produktionsbetrieb in China war aufgrund der behördlichen Vorgaben gleich zu Beginn des Jahres zu schließen. Aufgrund dieser Erkenntnis traten bei uns intern sofort Maßnahmen zur Produktionssicherung und Sicherung der Lieferketten in Europa in Kraft und davon profitieren wir im Moment immer noch.

Keil: Eine der europäischen Produktionen steht in Asten bei Linz. Was hat sich dort verändert? Unterliegen Sie staatlicher Aufsicht, können Sie exportieren oder gibt es da Beschränkungen?
Mayer: Das österreichische Innenministerium hat backaldrin bereits 2019 als sogenannten systemkritischen Infrastruktur-Betrieb genannt, daher hatten wir zu Beginn der Krise entsprechende Krisenpläne in der Schublade. Wir sind sehr früh in der Informationskette eingebunden und können flexibel und rasch reagieren. Das hilft vor allem auch unseren Kunden. Wir konnten und können derzeit überall hin exportieren und tun das. Manche Staaten verkünden kurzfristig Einzelmaßnahmen, die konnten wir bis dato alle lösen.

Keil: Österreichs Bäcker sind gerade zu dieser Zeit stark vom Tourismus abhängig. Welche Auswirkungen hat das für die Branche und ihre Zulieferanten?
Mayer: Wir haben mit vielen Kunden gesprochen, vor allem jenen in den Tourismus-Hochburgen. Diese leiden wirklich sehr unter den bekannten Umständen und hier ist noch nicht abzusehen, wie das alles wirtschaftlich verkraftet wird. Die Zukunft wird auch zeigen, wie sich das Filialgeschäft bundesweit entwickelt. Natürlich kämpfen aktuell alle mit Problemen im Bereich Logistik, Mitarbeiterverfügbarkeit und so weiter.

Keil: Wie sieht es mit Ihren Mitarbeitern aus in Produktion, Verkauf und Verwaltung – nicht alles lässt sich im Homeoffice erledigen. Brauchen Sie Sondergenehmigungen?
Mayer: In Österreich gelten gewisse Ausgangsbeschränkungen, die von der Bevölkerung wirklich eingehalten werden. backaldrin hat aufgrund unseres Sonderstatus spezielle Fahrberechtigungen für Mitarbeiter, die für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit notwendig sind. Diese Mitarbeiter haben für berufliche Zwecke freie Fahrt. Alle Mitarbeiter, die Homeoffice machen können, tun das auch bereits seit Mitte März. Aber der Chef steht jeden Tag im Haus und stärkt in dieser Zeit dem Team den Rücken.

Keil: Erleben Sie Verschiebungen in der Nachfrage zwischen den Sortimenten?
Mayer: Grundsätzlich hören wir vom Markt, dass klassische Brote wieder vermehrt nachgefragt werden. Süße Gebäcke waren in den Zeiten der Bevorratung leicht rückläufig. Zu Beginn hat sich die Bevölkerung eingedeckt, mittlerweile wurde sichtbar, dass die Versorgung gewährleistet ist, und es entspannt sich wieder.

Keil: Wie reagieren Sie in der Beratung auf die Corona-Krise, was bieten Sie den Bäckereien an? Kann man sich telefonisch beraten lassen oder per Mail, gibt es spezielle Tipps?
Mayer: Viele Kunden fragen bei uns an und wir helfen gerne aus. Wir haben für sie Zusammenfassungen der Hygienevorschriften erstellt, wir haben grafische Vorschläge der Gesundheitsbehörden aufgenommen und sie so bearbeitet, dass Kunden das auch weiterverwenden können.
Außerdem halten wir diverse Produktideen parat, mit denen die Bäckereien das Sortiment abwechslungsreicher gestalten können, und Serviervorschläge, die sie ihren Kunden weiterempfehlen können.
Um in der Bevölkerung auf die herausfordernde Lage für Bäcker aufmerksam zu machen, haben wir im März außerdem die Solidaritätskampagne #gemeinsambackenwirdas gestartet. Damit und mit der Gewinnspielaktion „Schau auf deinen Bäcker und du gewinnst“ wollen wir die Endverbraucher motivieren, auch jetzt zu ihren lokalen Bäckern zu gehen. Bis Ende April lief das Gewinnspiel, bei dem täglich ein 100-EUR-Gutschein gewonnen werden konnte. Denn ein Lieferant lebt von seinen Kunden und wir müssen nun alle zusammenhalten und an einem Strang ziehen, daher diese Initiative, die als Unterstützung für alle backenden Betriebe gesehen werden soll. Wir hoffen damit auch unseren Beitrag zur positiven Bewältigung der Krise beitragen zu können.
Wir sind optimistisch, dass es unseren Kunden gutgehen wird!

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