Wie macht man aus einem kleinen Handwerksbetrieb ein mittelständisches Unternehmen? Die polnische Konditorei Staropolska hat diese Frage für sich beantwortet – durch Digitalisierung und Automatisierung.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Weil sich das Produktionsvolumen seit 2008 verfünffacht hat, musste 2017 ein neues Produktionswerk her. Seit gut einem Jahr arbeiten die 250 Mitarbeiter jetzt in der neuen Betriebsstätte in Bydgoscz. Im Dreischichtbetrieb stellen sie täglich rund 20 t Konditoreiwaren, Backwaren und Speiseeis her. Angeboten werden die Produkte in den 40 eigenen Filialen, aber auch in den Regalen der Kunden. „Vieles hier ist Handarbeit und das soll auch so bleiben. Dadurch erhalten unsere Produkte einen unverwechselbaren Charakter“, sagt der Inhaber Wojciech Kozlowski.
Um dieses Geschäftsmodell wirtschaftlich tragfähig zu machen, setzt Staropolska auf modernste Technologien. Dabei spielt das CSB-System als Unternehmenssoftware eine zentrale Rolle. „Wir haben damals eine branchenspezifische Software gesucht, mit der wir alle Prozesse steuern können, egal ob im Management oder auf operativer Ebene“, so Kozlowski.
Diese Philosophie entspringt dem konsequenten Optimierungsdenken eines Unternehmens, das wie viele Lebensmittelproduzenten mit hohen Rohstoffpreisen kämpft:
Jedes Verbesserungspotenzial soll genutzt werden. Um den Informationsfluss nicht zu unterbrechen, sollen Schnittstellen zu einem separaten Produktionsplanungssystem oder gar ein Nebeneinander unterschiedlicher Systeme wie Access oder Excel vermieden werden. Mit der Software von CSB werden daher nicht nur die Rohstoffe bei den Lieferanten bestellt, sondern auch die Kundenaufträge verwaltet, das Lager organisiert, die Qualität geprüft und die Rückverfolgbarkeit sichergestellt. Auch die Filialen mit den Kassen sind an das zentrale System angebunden.
Enge Verzahnung mit der Welt der Daten
Bei allem Fortschritt will das Unternehmen seine individuell ausgeprägten Herstellungsprozesse keineswegs aufgeben, sondern vielmehr durch Software unterstützen. „Wir verstehen uns als eine digitalisierte Manufaktur“, sagt Wojciech
Kozlowski. Die Produktion läuft im Grunde noch wie früher ab. Aufgrund der kurzen Haltbarkeit der Frischeprodukte kommt es dabei aber immer mehr auf exakte und aktuelle Daten über Aufträge, Rohstoffe, Zutaten, Produktkalkulationen oder Qualitätsinformationen an. Durch diese enge Verzahnung der physischen Prozesse mit der Welt der Daten hat sich auch die Planung der Produktion verbessert. Staropolska kann heute den Einsatz von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen besser planen und sorgt so dafür, dass die richtigen Rohstoffe in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Maschinen zur Verfügung stehen. In unterschiedlichen Detaillierungsgraden planen die Mitarbeiter mit dem System die optimale Reihenfolge. So können die Aufträge in den Biscuit-, Creme- oder Obstabteilungen mit möglichst wenigen Umrüstungen und einer gleichbleibend hohen Qualität produziert werden.
Die Verbesserungen in der Planung schlagen daher direkt auf die operativen Prozesse in den Abteilungen durch. „Wir konnten die Bestände im Rohstofflager deutlich reduzieren, die Produktion optimieren und so die Effektivität unseres Unternehmens steigern.“
Beim Verwiegen der Rohstoffe werden die Gewichtsdaten direkt in das System gespielt
Am Wareneingang werden die Rohstoffe mit Scannern erfasst und bei erfolgreich bestandener Qualitätsprüfung ins Lager gebucht
An den Racks werden alle Halbfertig- und Fertigprodukte gewogen und etikettiert, um sie später schnell identifizieren und im Bedarfsfall zurückverfolgen zu können
Der Shopfloor ist durchgängig digitalisiert
Welche konkreten Vorteile die Digitalisierung bietet, wird in den einzelnen Produktionsabteilungen sehr deutlich. Ein wesentliches Element sind dabei die CSB-Racks. Diese IT-Arbeitsplätze zur Betriebsdatenerfassung sind an wichtigen Punkten wie der Teigmacherei installiert. Wird beispielsweise ein neuer Produktionsauftrag gestartet, werden die Rezepturen auf die Racks in der Chargierung übertragen und abgearbeitet. Beim Verwiegen der Rohstoffe werden die Gewichtsdaten der Waage direkt in das System gespielt. So sind Bearbeitungsfehler, die es früher durch das „manuelle“ Ablesen der Waage häufig gab, praktisch ausgeschlossen. Das wiederum sorgt für eine hohe, reproduzierbare Produktqualität und minimiert die Verluste durch Fehleinwaagen. An den Racks werden alle Halbfertig- und Fertigprodukte anschließend gewogen und etikettiert, um sie später schnell identifizieren und im Bedarfsfall zurückverfolgen zu können.
Die Umstellung auf die digitale Datenerfassung hat auch im Lager und der Kommissionierung viel gebracht. Wo früher Laufzettel existierten, sind heute mobile Endgeräte im Einsatz. Am Wareneingang werden die angelieferten Rohstoffe mit Scannern erfasst und bei erfolgreich bestandener Qualitätsprüfung ins Lager gebucht. Bei der Zusammenstellung der Rohstoffe für die Produktion greifen die Mitarbeiter mit ihren mobilen Geräten auf die Stücklisten zurück und buchen die benötigten Materialien durch Scannen der Barcodes auf die jeweilige Produktionskostenstelle. In der Kommissionierung schließlich wird den Mitarbeitern die optimale Kommissionier- und Verladereihenfolge auf den MDE-Geräten vorgegeben.
Bei der Zusammenstellung der Rohstoffe für die Produktion greifen die Mitarbeiter mit mobilen Geräten auf die Stücklisten zurück und buchen die benötigten Materialien durch Scannen der Barcodes auf die jeweilige Kostenstelle
Digitalisierung schafft schnelle Erfolge
Staropolska ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung häufig klein beginnt und über schnelle Erfolge hinaus dem Unternehmen weitere Vorteile bringt. Dass beispielsweise heute alle Daten digital erfasst und verarbeitet werden, ist nicht nur effizienter, sondern ermöglicht Wojciech Kozlowski auch genauere Auswertungen. Die Investitionen haben sich laut Firmeninhaber gelohnt und seien eine Blaupause für die Zukunft. „Wir haben vor, eine neue Bäckerei zu bauen, weil die jetzige Bäckerei inzwischen zu klein geworden ist. Auch in dem neuen Betrieb werden wir auf CSB-Software setzen.“