Ca. 200 Vertreter aus der Backbranche trafen sich zum 36. AIBI-Kongress in Manchester. Hochkarätige Referenten informierten darüber, wie sich die Experten die Bäckerei der Zukunft vorstellen und welche Herausforderungen zu bewältigen sind.
Rund 200 Vertreter aus der Backbranche aus ganz Europa und den USA trafen sich vom 30.05. bis zum 02.06. zum 36. AIBI-Kongress in Manchester, England. Hochkarätige Referenten wie z. B. Ross Warburton, Executive Director, Warburtons, informierten darüber, wie sich die Experten die Bäckerei der Zukunft vorstellen. Zudem wurde über die Herausforderungen der Backbrache diskutiert und wie diese zu bewältigen sind.
Ross Warburton, Executive Director, Warburtons, informierte darüber, wie sich die Bäckerei am Markt positioniert
Extra aus den USA angereist: Robb MacKie, CEO und Präsident der Amercian Bakers Asso-
ciation. Der Experte informierte über den Bäckereimarkt in Nordamerika
Der Lord Mayor of Manchester, Councillor Abid Latif Chohan
Ross Warburton erläuterte, dass die Bäckerei Warburtons ein privates Familienunternehmen ist, welches von der fünften Generation aktiv geführt wird. Mit seinen rund 4.500 Mitarbeitern in 12 Produktionen und 14 Depots in ganz Großbritannien ist Warburtons nach Angaben des Referenten das größte familiengeführte Bäckereiunternehmen des Landes. Der Hauptsitz befindet sich in Bolton und von den Depots und Produktionen aus liefert die Bäckerei mit rund 900 eigenen Fahrzeugen ihre Produkte täglich frisch an die ca. 18.500 Kunden. In den Supermärkten werden die Backwaren dann verkauft. Warburtons gilt dabei, so der Referent, als beliebteste britische Bäckereimarke. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von rund 550 Mio. Pfund pro Jahr. Ross Warburton ging auf die Veränderungen im Markt ein. So sank z. B. der Umsatz mit verpacktem, geschnittenem Sandwich-Brot in den letzten vier Jahren um vier Prozent. Gleichzeitig stieg der Umsatz z. B. von Bagels (im Vergleich zu vor vier Jahren) um 73 %. Auch der Umsatz mit Wraps (+67 %) und Brötchen/Buns (+7 %) stiegt. „Wir müssen uns ständig den sich verändernden Konsumgewohnheiten anpassen“, erklärte Warburton. Auch neue Marktteilnehmer wie Discounter und das wachsende Angebot von TK-Backwaren verändern den Markt. Antworten für Bäckereien könnte z. B. das Anbieten von Sandwich-Alternativen statt „nur“ Toastbrot sein. Wachstumspotenzial sieht Ross Warburton zudem in den Bereichen „Snacking“ und „gesunde Backwaren“. Warburton betonte, dass auch die Lebenszyklen von Produkten insgesamt kürzer werden. Daher seien Innovationen und neue Produkte wichtig. Das Unternehmen investiert auch deswegen kontinuierlich in die Produktion und neue Anlagen.
Mit einem historischen Doppeldeckerbus ging es zur Abendveranstaltung, um den erfolgreichen AIBI-Kongress in Manchester bei Live-Musik ausklingen zu lassen
Mitarbeiterführung
Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Sir John Timpson, Chairman der britischen Schuhreparaturkette Timpson mit über 2.000 Geschäften im ganzen Land. Der britische Geschäftsmann hat eine wöchentliche Management-Kolumne in der Zeitung „The Daily Telegraph“. Zudem hat Sir Timpson mehrere Bücher über seinen Managementstil geschrieben. So soll der Mitarbeiter in den Shops vor Ort die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen z. B. bei der Preisgestaltung selber übernehmen. Die Preisliste für die verschiedenen Dienstleistungen sei dabei eher eine Leitlinie. Wichtig ist allerdings, dass das Geld in der Kasse lande. Die Aufgabe der Führungskräfte sei es, die Mitarbeiter in den Shops zu unterstützen, z. B. auch bei privaten Problemen. Die Mitarbeiter sollten Spaß an der Arbeit haben und sich als Teil einer Familie fühlen, so Sir Timpson.
Sir John Timpson, Chairman der Schuhreparaturkette, referierte zum Thema „großartiger Service von großartigen Mitarbeitern“
Trends
Anne Fremaux, Director Bakery, Gira, präsentierte neue Zahlen über den Backwarenmarkt und informierte die Teilnehmer über neue Trends der Backbranche in Europa. So steige z. B. der Verbrauch von Backwaren in den Bereichen Patisserie und Viennoiserie. Aber auch der Bereich Flachbrote, Hamburger-Buns und Donuts wachse. Der Verbrauch an Brot dagegen nehme von der Tendenz her ab, so die Referentin. Wachstum für den Bereich Brot sieht Anne Fremaux für Premium-Backwaren, z. B. im Steinbackofen gebacken, und für Brote im „Artisan-Style“, also Gebäcke, die aussehen wie „von Hand gemacht“. Aber auch „gesündere“ Gebäcke mit mehr Ballaststoffen oder Proteinen oder mit Gewürzen oder Gemüse angereicherte Brote bieten Wachstumsmöglichkeiten. Ebenso sind die Themen „Clean Label“, „Müllvermeidung“, „Vegan“ und „aus der Region“ beim Verbraucher von hoher Bedeutung.
Anne Fremaux, Director Bakery, Gira, präsentierte neue Zahlen über den Backwarenmarkt in Europa und zeigte neue Trends der Backbranche auf
Neuwahlen
Neben den Fachvorträgen standen Neuwahlen an. Zum neuen AIBI-Präsidenten wählten die Mitglieder Janez Bojc, Präsident des slowenischen Verbandes. Der neue Präsident dankte seinem Vorgänger Joseph Street für dessen Aktivitäten und Initiativen im Interesse der europäischen Großbäcker während seiner Amtszeit. Bojc lud zum nächsten AIBI-Kongress nach Slowenien ein. Der 37. AIBI-Kongress wird vom 27. bis zum 30. Mai 2021 in Bled stattfinden.
Joseph Street, AIBI-Präsident von 2017 bis 2019 (l.), Susanne Döring, Generalsekretärin, sowie der neue AIBI-Präsident Janez Bojc aus Slowenien
Als erster Stellvertreter des Präsidenten wurde Georg Heberer aus Frankfurt in seinem Amt bestätigt. Armin Juncker, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Großbäckereien, bleibt weiterhin AIBI-Schatzmeister. Die AIBI (International Association of Plant Bakers) vertritt die Interessen der Großbäckereien und stellt Informationen für ihre Mitglieder bereit. Weitere Infos unter: www.aibi.eu