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b+b-2019-01-Anlage denkt mit

f2m-bub-19-01-automation-Zeppelin Systems _Technikum

Der Zeppelin Anlagenbau arbeitet am Übergang von der bisherigen Steuerung auf ein neues System namens „MIRA“, dessen Ausbau bis zur Funktionalität eines MES (Manufacturing Execution System) reichen soll.

Es sieht fast unscheinbar aus, was da in Rödermark auf dem Tisch steht, aber es ist der erste Vertreter einer neuen Generation. Der ca. 50 x 30 x 20 cm große graue Kasten enthält ein von Zeppelin entwickeltes computergesteuertes Wasser-Misch- und Dosiersystem und braucht keine SPS mehr wie in der Vergangenheit üblich. Der Rechner ist in einer Hochsprache programmiert und kann deshalb auch plattformunabhängig mit jedem beliebigen Gerät oder Steuerungssystem kommunizieren.

Integriert wird das Wasser-Misch- und Dosiersystem derzeit in das Prisma Web2, ein Batch-Management-System, das die Steuerung Rezeptur, Verfahren, Chargenrückverfolgung, Lagerverwaltung auch bei einem mehrstufigen Produktionsprozess liefert und über ein HMI (Human-Machine Interface) den Bediener einbindet. Über das Ethernet kommuniziert Prisma Web2 zur Steuerung bislang mit der SPS der jeweiligen Anlagen und stellt über ein Bus-System die Visualisierung auf dem PC des Bedieners bereit.

Das neue Wasser-Misch- und Dosiersystem ist in diese Welt integrierbar, aber auch einsetzbar für eine Zukunft, in der die Prozesssteuerung, nicht mehr auf SPS, sondern auf Industrie-
rechnern basiert. So ein Rechner ist nicht nur leistungsfähiger als jede SPS, er lässt sich auch jederzeit individuell anpassen, umprogrammieren, erweitern oder austauschen und kann so beispielsweise auch jeden anderen Steuerungsrechner ersetzen. Diese Rechner können als dezentrale, intelligente Steuerungen eingesetzt werden. Was sie deutlich von bisherigen Steuerungsanlagen unterscheidet, ist ihre Fähigkeit zur Verknüpfung und Analyse von Daten.
Auf der iba stellte Zeppelin ein Produkt der Prozessautomation vor. Hierbei wird ein optimales Endprodukt analysiert, um daraus Ableitungen für die Produktionsoptimierung zu erstellen. Vereinfacht dargestellt soll dies zeigen, an welchen Stellschrauben man selbst bei einer Vielzahl untereinander reagierender Eingangs- und Ausgangsgrößen drehen muss, um dieses Produktionsoptimum zu erreichen.

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MIRA Control, umgesetzt mit einem Industrie-PC statt einer SPS für eine Wassermischeinheit (WMU)

Zeppelin Automation

Der weltweit agierende Zeppelin-Konzern arbeitet auf verschiedenen Feldern, von denen eines der Anlagenbau ist. Der wiederum liefert Komponenten und Anlagen für das Handling von Rohstoffen an die Lebensmittelindustrie, die Chemie- und Kunststoff- sowie an die Gummi- und Reifenindustrie. Die Zentrale des Anlagenbaus ist in Friedrichshafen, die Geschäftseinheit „Food“ hat ihren Sitz in Rödermark bei Frankfurt. Ebenfalls in Rödermark beheimatet ist die Automatisierung inkl. Schaltschrankbau für den Anlagenbau. Mit insgesamt 75 Mitarbeitern werden die Anlagenkonzepte in den Business Units realisiert.

Die WMU ist die erste praktische Anwendung von MIRA, dem neuen Automationskonzept von Zeppelin. MIRA kommuniziert mit Steuerungsrechnern ebenso wie mit SPS-Anlagen und ist damit in der Lage, zukünftig Grundfunktionen von Prisma Web2 abzubilden. Zusätzlich wird es die Datenströme aus den Steuerungen mit Sensordaten verknüpfen, analysieren und auf der Grundlage von Erfahrungswerten oder chemischen/physikalischen Theorien qualitätsrelevante Zusammenhänge herstellen und Lösungen vorschlagen. Die Anlage wird so nicht mehr nur kontrolliert und gesteuert, sie „denkt“ auch mit.

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MIRA Process, links mit den Funktionsmodulen sowie zukünftige Features und MIRA Control auf der Prozessebene, rechts

In den nächsten Monaten und Jahren steht in Rödermark und Friedrichshafen die Anwendung von MIRA in der Lebensmittelherstellung auf dem Fahrplan der Entwicklungsabteilungen. Derzeit sucht man nach einem Partner, der Interesse hat, ein Projekt mit Zeppelin Systems zu realisieren.