Joseph Zaleski ist Präsident von Reading Bakery Systems. Bastian Borchfeld sprach mit ihm über Fortschritte im Bereich der Backtechnologie und über die iba.
Borchfeld: Herr Zaleski, Sie sind seit über 30 Jahren in der Backbranche tätig. Was hat sich im Ofenbau für die Keks- und Crackerindustrie am stärksten verändert?
Zaleski: Bessere und effizientere Brenner und verbundene Ventile sorgen für einen zuverlässigeren Ofenbetrieb. Die Nutzung neuer CAD-Tools und Mapping-Werkzeuge für die Öfen ermöglicht es Designern, Wärmeanwendung und Luftzufuhr perfekt abzustimmen. Technologen können heute gemäß den Richtwerten der Produktentwicklung Backkurven festlegen, um effizientere Hybridöfen zu bauen, die zu den flexiblen Backprofilen passen.
Borchfeld: Was für einen Stellenwert hat der Bereich Öfen bei Reading Bakery Systems und wie viele Öfen verkaufen Sie pro Jahr?
Zaleski: Da wir als „Lieferant von Prozess-Systemen“ für gebackene Snackprodukte auftreten, bilden Back- und Trockenöfen den Kern unseres Sortiments. Im Allgemeinen verkauft Reading 15–20 komplette Prozess-Systeme pro Jahr, die sämtlich Öfen und Trockner beinhalten. Darüber hinaus verkaufen wir viele Öfen an Kunden, die ältere, ineffiziente Öfen aufrüsten oder ersetzen. Wir haben die Kapazitäten, zu jedem beliebigen Zeitpunkt 6–8 komplett montierte 12–15 m lange Ofenzonen zu bauen. Künftig werden wir für den asiatischen Markt zusätzliche Öfen in unserem Werk in Tianjin, China, bauen.
Borchfeld: Reading ist Teil der Markel-Gruppe und damit eine Schwester der Tromp Group.
Zaleski: 2017 hat Reading eine Niederlassung in den Niederlanden eröffnet, wobei wir uns zusammen mit der Tromp Group einen Standort teilen, wo wir die Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Wir zeigen dort u. a. das Exact Continuous Mixing-System. Diese Knetanlage wird auch auf der iba 2018 in München vorgestellt.
Borchfeld: Was steht bei den Investitionsprojekten Ihrer Kunden derzeit im Vordergrund?
Zaleski: Unsere Kunden konzentrieren sich auf die Lebensmittelsicherheit. Die neuen Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit in den USA und Europa haben dazu
geführt, dass viele Lebensmittelhersteller sich schwertun, die Vorgaben der neuen Bestimmungen in Bezug auf Testprotokolle und Dokumentation einzuhalten. Unser Scorpion Oven Profiling System erweckt beträchtliches Interesse dank des Mappings von Ofenprofilen, die den Kill-Step während des Backprozesses auf einfache Weise belegen und dokumentieren können. Reading Thermal bietet jetzt eine besondere Software an, die diese Profile automatisch berechnet und die vorgeschriebenen Berichte erstellt. Außerdem setzen sie auf die Nachverfolgung der Zutaten und Produkte und auf sichere Fertigungsverfahren, um das Kontaminationsrisiko zu verringern.
Direkter Modus bei der Wärmeübertragung…oder indirekte Wärmeübertagung. Beide Varianten sind möglich.
Borchfeld: Welches Leistungsniveau der Anlagen fordern Ihre Kunden heute?
Zaleski: Wir haben es einerseits mit großen Lieferanten zu tun, die an der Steigerung der Effizienz eines ausgewählten Sortiments von Produkten interessiert sind, und andererseits mit jungen, aufstrebenden Unternehmern, die den Schritt von der Großküchenausrüstung zu industriellen Produktlinien machen.
Borchfeld: Service, Produktentwicklung und immer höhere Anforderungen der Kunden – wie reagieren Sie auf diese Herausforderungen?
Zaleski: Die Gerätewartung wird für unsere Kunden immer eine wichtige Herausforderung sein. Auch wenn wir einen weltweiten Kundendienst innerhalb von 24 Stunden anbieten, ist das für Kunden, die während der Produktionszeit einen Maschinenausfall erleiden, nicht immer schnell genug. Wir betonen die Wichtigkeit von Wartung und regelmäßigen Schulungen, um unseren Kunden zu helfen, potenzielle Probleme schon im Vorfeld zu erkennen. Darüber hinaus sind wir dabei, auf unserer Website ein neues Kundenportal für Ersatzteile einzurichten, das den Kunden ein animiertes 3D-Modell ihrer Maschinen zur Verfügung stellt, sodass sie die Ersatzteile den ganzen Tag über und von allen Standorten weltweit anfordern können, damit wir sofort auf ihren Ersatzteilbedarf reagieren können.
Joseph Zaleski
Joseph Zaleski trat nach seiner Dienstzeit in der US-Armee 1990 in den Dienst der Reading Bakery Systems und wurde 1996 Vice President of Engineering. 1999 folgte die Ernennung zum Executive Vice President, 2009 die zum Präsidenten des Unternehmens. Er hat einen Abschluss in Ingenieurswissenschaften von der Penn State University und hat auf Fachtagungen der Keks-, Cracker- und Snackbranche zahlreiche Fachvorträge präsentiert.
Borchfeld: Wie war das Jahr 2017 für Reading?
Zaleski: 2017 war für Reading ein Jahr der Neuorientierung, bei dem wir unseren Kundenstamm in Richtung auf den Weltmarkt ausgeweitet haben. Während unser Umsatz 2017 gut war, haben wir unsere Wachstumsstrategie durch direkte Vertretungen auf dem mittelöstlichen und afrikanischen Markt, auf dem europäischen Markt und auf dem asiatischen Markt vorangetrieben. Unsere speziellen Vertriebs- und Kundendienstteams in jeder Region haben sich unmittelbar in einer hohen Zahl an Bestellungen von Neukunden in diesen Regionen niedergeschlagen. Obwohl die Verkaufszahlen gut sind, haben wir dank des Ausbaus unserer Produktion in Tianjin noch zusätzliche Kapazitäten. Wir sind stolz darauf, Lieferzeiten von 24–28 Wochen halten zu können, und auch auf die Tatsache, dass wir zu den dem Kunden bei Aufgabe seiner Bestellung zugesagten Daten liefern.
Borchfeld: Wie hoch ist die Exportquote?
Zaleski: Wir haben in den letzten fünf Jahren 50 % unseres Umsatzes in den USA und 50 % außerhalb der USA erzielt. Für die Zukunft, wenn wir in unseren Zielmärkten an Schwung gewinnen, erwarten wir eine zunehmende Verschiebung dieses Gleichgewichts in Richtung der internationalen Umsätze.
Borchfeld: Was werden die Besucher der iba auf Ihrem Stand sehen?
Zaleski: Wir werden mit einer Knetmaschine für Brotteige die neueste Entwicklung im Bereich des präzisen, kontinuierlichen Knetens vorstellen sowie außerdem ein innovatives Antriebssystem für unsere neueste Wirecut-Drahtschneidemaschine.
Borchfeld: Vielen Dank für das Gespräch.