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b+b-2018-01-Wie Pfalzer stark haftende Früchte verwiegt

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Früchte sind eine Herausforderung in der automatischen Verwiegung: Sie sind nicht nur stark haftend, sondern auch stoßempfindlich. Tiefkühltortenhersteller Pfalzgraf nutzt für diese Aufgabe eine Mehrkopfwaage vom Typ CCW-M 106.

Bei der Pfalzgraf Konditorei GmbH in Pfalzgrafenweiler kommt die lineare Mehrkopfwaage zur Dosierung von Fruchtbelägen für die Torten und Kuchen zum Einsatz. Die Waage von Ishida ist speziell abgestimmt auf das Handling stark haftender Frischprodukte und kleinerer Produktionschargen. Sie arbeitet halbautomatisch. Ihr Funktionsprinzip: Ein Bediener verteilt die auf dem Förderband zugeführten Früchte gleichmäßig in die Zuführrinnen zu den Wiegeschalen und kann gleichzeitig eine Sichtkontrolle der Früchte durchführen. Die Kunststoff-Wiegeschalen der Mehrkopfwaage haben spezielle Abstreifer und geriffelte Innenwände, um Anhaftungen zu verhindern. Zur Vermeidung mechanischer Beschädigungen an den Früchten (Druck und Stoß) sind die Fallhöhen innerhalb der Waage minimiert. Nach der Verwiegung werden die Fruchtportionen mittels Senktrichter direkt auf die Torten und Kuchen abgefüllt. Die variablen Abfülleinheiten wurden den jeweiligen Produktanforderungen und den Formen der Backwaren (rund oder rechteckig) speziell angepasst.

Überfüllung war früher

Die Pfalzgraf Konditorei verarbeitet mit der Mehrkopfwaage im Zweischichtbetrieb ein breites Produktspektrum. Auf die Backwaren gelangen Himbeeren, Erdbeeren, Waldfrüchte und Mandarinen sowie Fruchtmischungen. Die Füllgewichte liegen zwischen 240 und 2.500 g bei einer maximalen Geschwindigkeit von 16 Takten pro Minute. Angesichts der hochpreisigen Früchte gilt aber die Genauigkeit als entscheidendes Kriterium. Nach Auskunft von Produktionsleiter Stephan Koller konnte mit der Waage die Produktivität deutlich gesteigert werden. „Die früher praktizierte volumetrische Dosierung bescherte uns 20 bis 30 g zu viel Früchte auf jedem Produkt, heute haben wir praktisch keine Überfüllung mehr.“ Die Amortisierung wurde so in kurzer Zeit erreicht. Als weiteren Vorteil nennt Koller die sehr produktschonende Arbeitsweise der Anlage. Beschädigungen an den empfindlichen Früchten werden weitestgehend vermieden.

Die Verarbeitung von nassen Früchten macht häufige grundlegende Reinigungsmaßnahmen erforderlich. Koller charakterisiert die wasserdichte Maschine als „ausgesprochen hygienefreundlich“. Ohne Einsatz von Werkzeug ist die Waage bis auf das Gehäuse zerlegbar. Die produktführenden Schalen und Rinnen kommen in die Spülmaschine, der Grundkörper wird mit Spritzwasser abgewaschen.

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Die Mehrkopfwaage CCW-M 106 erledigt die Dosierung der Fruchtauflagen

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Stephan Koller, Produktionsleiter Pfalzgraf Konditorei, und seine Assistentin Vanessa Gänßle

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Die präzise dosierten Früchte werden mittels Senktrichter direkt auf die Torten und Kuchen abgefüllt

Pfalzgraf greift auch am Ende der Produktionslinie auf Technik von Ishida zurück. Eine Kontrollwaage DACS-G prüft das Gewicht der dann bereits fertig verpackten Torten und Kuchen. Per Knopfdruck lässt sich zwischen zwei Einstellungen wechseln, sodass ein großer Gewichtsbereich abgedeckt wird. Die Funktion Dislocating Force Limiter (DFL) trennt außerdem bei externen Störeinwirkungen automatisch den Wiegesensor vom Wiegeband. Anschließend nimmt die Kontrollwaage den Betrieb sofort wieder auf.

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Die Kontrollwaage DACS-G wacht über die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen

Abschließend durchlaufen die Produkte das Röntgenprüfsystem Ishida IX-GA 4075, das Fremdkörper zuverlässig ab 1 mm Durchmesser detektiert. Zum Beispiel könnten die Torten und Kuchen kleine Granitsteine enthalten, die mit den Früchten in das Produkt gelangt sein können. Darüber hinaus identifiziert das Röntgenprüfsystem Kontaminationen aus Metall, Glas und Kunststoff.

Zur Fremdkörperkontrolle misst die Maschine die Dichte der Torten und Kuchen. Ein Röntgenstrahl wird durch die Backwaren geleitet und Fotodioden nehmen die eintreffenden Strahlen auf. Abhängig vom Niveau der empfangenen Röntgenstrahlung senden die Dioden ein Signal zur Umwandlung in ein Graustufenbild. Sind Einschlüsse vorhanden mit einer größeren Dichte als das Produkt, erscheinen sie auf dem Bild als dunkle Flecken. Hohlräume und Risse sind heller, da hier mehr Röntgenlicht durchdringt.

Die Pfalzgraf Konditorei

Das 1985 gegründete Familienunternehmen Pfalzgraf Konditorei GmbH mit 150 Mitarbeitern gehört zu den Marktführern für hochwertige Konditoreiwaren im europäischen Außer-Haus-Markt. Rund 20.000 Tiefkühltorten und -kuchen in 70 verschiedenen Sorten sind der tägliche Absatz.

Die Maschine lernt

Die patentierte Technik basiert auf einer Software mit einem lernenden Bildverarbeitungsalgorithmus. Das heißt, mit jedem Prüfvorgang steigt die Genauigkeit. Koller: „So konnten wir das System anpassen für die spezifischen Eigenschaften unserer Produkte. Mit jedem Prüfvorgang lässt sich dann ein präziseres Protokoll für den Abgleich erstellen.“ Für die Kalibrierung genügt es, ein Prüfobjekt zwei bis drei Mal zu durchleuchten. Eine Datenprotokollierung dient als Nachweis über ordnungsgemäße Produktionsvorgänge und liefert zudem Informationen für Prozessoptimierungen.

Nach einem automatischen Set-up ist die leicht zu bedienende Maschine binnen 90 Sekunden einsatzbereit. Feinjustierungen können dann bei laufender Produktion vorgenommen werden. Bis zu 100 programmierbare Voreinstellungen ermöglichen einen schnellen Produktwechsel.

Autor: Herbert Hahnenkamp, Geschäftsführer Ishida GmbH

Hinweis: Im Mai 2015 hatte ein Großfeuer die Pfalzgraf Konditorei fast vollständig zerstört. In einer Rekordzeit von neun Monaten hat das Unternehmen den Wiederaufbau geschafft. Über den Neustart von Pfalzgraf berichteten wir in brot+backwaren, Heft 1/2017.