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b+b-2019-03-Mak’cik – nur das Beste

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Sydney Cake House aus Malaysia produziert Backwaren wie Brote, Kleingebäcke und Snacks. Dabei setzt das Unternehmen auf authentische Produkte mit malaysischen Zutaten sowie Backwaren nach westlicher Art. Bekannt ist der Hersteller durch Mak Cik™ – ein gefülltes TK-Blätterteigprodukt.

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Sydney Cake House ist bekannt für seine Marke Mak Cik™, ein Blätterteigprodukt in Form einer Muschel mit einer Curry-Füllung

Die neue und damit die zweite Produktion der Bäckerei Sydney Cake House befindet sich in der Nähe der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur in einem speziellen Industriegebiet für die Lebensmittelindustrie. Sämtliche Unternehmen hier produzieren Lebensmittel nach Halāl-
Standard. Nur wenn die Vorgaben eingehalten werden und die Lebensmittel den Speisevorschriften des Islams entsprechen, und dies durch ein Audit überprüft wurde, erhalten die Unternehmen ein entsprechendes Zertifikat. Und nur so ist es möglich, große Kunden wie z. B. Fluggesellschaften oder den Lebensmitteleinzelhandel mit entsprechenden Produkten zu beliefern, denn rund 60 % der rund 32 Mio. Einwohner sind Moslems und der Islam ist Staatsreligion in Malaysia.

Diesen Markt und auch die wachsende Nachfrage nach Backwaren in Asien erkannte Jenny Chuang, Managing Direktor/Geschäftsführerin der Bäckerei Sydney Cake House, sehr früh. Bereits 1982 stieg die Geschäftsfrau in die Backbranche ein, sah die vielen Möglichkeiten und auch das Wachstumspotenzial. Sie unterstützte die Familie bei der Expansion einer Bäckerei und bildete sich entsprechend weiter, besuchte verschiedene Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen, um sich über die Produktion von Backwaren zu informieren und immer neue Produkte zu entwickeln.

Anfänge

Zu Beginn belieferte das Unternehmen Kunden wie Kantinen in Schulen oder Fabriken täglich mit frischen Gebäcken. Im Laufe der Zeit wurde die Backstube zu klein, denn es gab immer mehr Kunden und die Nachfrage stieg beständig.

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Die große Eröffnung

Auch erweiterte die Bäckerei das Sortiment. Ein Neubau sollte her und so baute das Unternehmen 1991 eine neue Produktion. Das Stammhaus wurde aufgegeben. In der neuen Produktion entstanden auf einer Anlage des Schweizer Herstellers Rondo unter anderem die Backwaren nach europäischer Art, aber auch Eigenkreationen.

Der Erfolg des Unternehmens hielt an und um weiter wachsen zu können, setzte Jenny Chuang, unterstützt durch ihre beiden Töchter, auf die Erweiterung des Angebotes und neben frischen Backwaren fertigt das Unternehmen auch Tiefkühlbackwaren. 2015 erfolgte der Bau einer zweiten Produktion, rund 40 km von der ersten Produktion entfernt, auf der grünen Wiese im Industriegebiet Taman Perindustrian Shah Alam in Selangor. Die eigene Marke Mak Cik™, ein Blätterteigprodukt mit Curry-Füllung, wurde entwickelt, aber auch Private-Label-Produkte stellen die rund 120 Mitarbeiter am neuen Standort auf Bestellung her. Und die Nachfrage steigt, besonders nach Halāl-Produkten, aber auch aus China erhält das Unternehmen viele Bestellungen.

Malaysia

Malaysia mit der Hauptstadt Kuala Lumpur gilt sowohl ökonomisch und als auch politisch als eines der stabilsten Länder Südostasiens. In dem Land mit rund 32 Mio. Einwohnern wird die Konvergenz von Tradition und Moderne, Islam und Kapitalismus gelebt. Das Land hat sich seit den Neunzigern stark für ausländische Investoren geöffnet und gilt als ein kapitalintensiver Industriestandort mit hohem Entwicklungspotenzial. Allerdings ist die Wirtschaft trotz einiger Liberalisierungsmaßnahmen weiter staatsseitig reguliert. Der Staatsfonds Khazanah Nasional gilt als strategischer Arm der Regierung. Investiert wird dabei in zahlreiche Branchen.

Der Islam, zu dem sich 60 % der Bevölkerung bekennen, ist Staatsreligion. Daher ist es für Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie besonders wichtig, dass diese nach Halāl-Vorgaben produzieren und entsprechend zertifiziert sind. Dabei bedeutet Halāl „erlaubt“ und „zulässig“. Es gewährleistet, dass die Lebensmittel den Speisevorschriften des Islams entsprechen.

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Einer der Hauptlieferanten für die neue Produktion ist der niederländische Anlagenbauer Rademaker. „Wir sehen Rademaker als Partner”, erklärt Managing Director Jenny Chuang. So bietet das Unternehmen auf der einen Seite eine gute Qualität, was die Anlagen betrifft, und auf der anderen Seite einen guten Service in Asien an. Zudem unterstützen lokale Partner wie David Chong, General Manager Firmtech Engineering, als Vertreter von Rademaker die Bäckerei bei Bedarf vor Ort, sollten Probleme mit der Anlage auftreten. Dies ist für die Geschäftsfrau besonders wichtig. „Mit diesen zuverlässigen Partnern können wir uns auch den sich immer schneller ändernden Anforderungen unserer Kunden stellen und z. B. neue Produkte entwickeln und umsetzen“, erläutert die Geschäftsführerin. So kam es z. B. vor, dass eine Fluggesellschaft sich ein Gebäck wünschte, welches nach dem Backen im Flugzeug nicht krümeln sollte. Denn je mehr eine Backware krümelt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Krümel im Flugzeug verteilen und damit der Reinigungsaufwand steigt. Außerdem wollte der Kunde das Gebäck in einer speziellen Verpackung erhalten. Bei der Entwicklung des passenden Gebäckes für den Kunden konnte Christine Bee, Sourcing & Development und Tochter von Jenny Chuang, auf die Unterstützung von Rademaker zurückgreifen. „Wir senden unsere Mitarbeiter auch zur kontinuierlichen Weiterbildung in die Niederlande. Dies hilft uns als Unternehmen, besser die Kundenwünsche umzusetzen und die Rademaker-Akademie bietet uns eine Menge Inspiration und Know-how“, erklärt Christine Bee.

Bei Sydney Cake House
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Das erste Laminieren des Teigbandes

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 Der Teig ruht nach dem Laminieren in einer integrierten Kühlstrecke

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Nach dem Ausrollen wird der Teig je nach Produkt geschnitten, gefüllt und gefaltet

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 Durch die beiden Faltstationen der Anlage entsteht die U-Form des Teigbandes

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 Ein Roboter transportiert die Stikken-Wagen in der Produktion

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Verschiedene Gebäcke, teilweise frisch, teilweise TK, mit einem Gewichtsbereich von 20 bis 100 g verlassen die Produktion

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Christine Bee, Sourcing & Development, Sydney Cake House, Jenny Chuang, Managing Director Sydney Cake House, und David Chong, General Manager Firmtec Engineering

Märkte und Herausforderungen

Ein kurzes Interview mit Jenny Chuang, Managing Director Sydney Cake House.

Borchfeld: Jenny, woher kommt der Name der Bäckerei?
Jenny: Wir haben nichts mit Sydney zu tun, aber es war in den 80er Jahren in Malaysia ein Trend, seinem Unternehmen internationale Namen zu geben. So gab es Bäckereien, die sich nach Orten wie Paris oder New York benannten und da es noch keine Bäckerei mit dem Namen Sydney gab, benannte ich das Unternehmen nach der Stadt in Australien.

Borchfeld: Warum kaufen Sie Maschinen aus Europa?
Jenny: Backwaren kommen aus dem europäischen Raum und daher sollten auch die Anlagen aus Europa stammen. Die Anlagen stehen für Qualität und Zuverlässigkeit.

Borchfeld: Welches sind Ihre erfolgreichsten Produkte?
Jenny: Unser Fokus liegt auf Croissants und Produkten aus laminierten Teigen. Kleine Blätterteigprodukte mit verschiedenen Curry-Füllungen sind in Malaysia als Fingerfood bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt.

Borchfeld: Wie viele Mitarbeiter haben Sie und wie hoch ist der Mehlverbrauch?
Jenny: Wir beschäftigen zwischen 200 und 250 Mitarbeiter, je nach Bedarf. Pro Monat verbrauchen wir bis zu 150 Tonnen Weizenmehl.

Borchfeld: Welchen Herausforderungen müssen Sie sich stellen?
Jenny: Der Klimawandel wird sicher eine Auswirkung auf die Rohstoffpreise und die Rohstoffqualität haben und damit unser Geschäft beeinflussen. Die steigenden Lohnkosten in Asien, der Fachkräftemangel und die alternde Bevölkerung stellen uns ebenfalls vor Herausforderungen und werden zu mehr Automatisierung und dem Einsatz von Robotern führen. Dazu kommen sich verändernde Konsumgewohnheiten, auf die wir schnell eingehen müssen. Aber insgesamt sehe ich das Sydney Cake House gut für die Zukunft aufgestellt.

Borchfeld: Jenny, vielen Dank für das Interview.

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Produktion

Die Mitarbeiter betreten die Produktion nach dem Schwarz-Weiß-Bereich durch verschiedene Hygieneschleusen und auch ein Desinfektionsbad muss durchlaufen werden. Für die Teigproduktion – es wird nur Weizenmehl verarbeitet – stehen noch keine Außensilos zur Verfügung. Doch die Automatisierung des Mehltransportes ist bereits geplant und das Beton-
Fundament steht bereits. Allerdings ist das Lagern von Mehl aufgrund der hohen Außentemperaturen in Malaysia auch eine Herausforderung, gibt Christine Bee zu bedenken. Ebenfalls eine Herausforderung ist der Untergrund im Neubaugebiet. Dieser hat so seine Tücken. So sackt die Erde an einigen Stellen ab, da der Untergrund eher sumpfig ist, erklärt Managing Director Jenny Chuang.

So wird das Mehl heute noch manuell transportiert. Die Kühlung des Mehles erfolgt in der klimatisierten Produktion. Zudem kann die Teigtemperatur über die Zugabe von Scherbeneis gesteuert werden.

Der VMI Spiralkneter (Typ SPI AV) im Einsatz bei Sydney Cake House. Das Knetsystem ist für die 24/7-Produktion ausgelegt. Der Teigkessel wird von den Mitarbeitern manuell zum Hebekipper transportiert. VMI bietet eine breite Palette an verschiedenen Mischwerkzeugen einschließlich Spiralen für die Verarbeitung von 80 bis 750 kg Teig an. Das Sortiment an Werkzeugen ist auf alle Teigarten abgestimmt, egal ob mit geringem oder hohem Wasseranteil.

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Die Teigknetung übernimmt dabei eine Anlage des französischen Herstellers VMI. Ein Mitarbeiter transportiert den Teigkessel nach der Knetung und der Teigruhe manuell zu einem VMI-Hebekipper. Dieser übergibt den Teig auf die neue, vollautomatische Laminieranlage von Rademaker. In mehreren Schritten wird der Teig nun ausgerollt und laminiert. „Je nach Kundenwunsch laminieren wir Margarine oder auch Butter, da sind wir flexibel“, so Sourcing & Development-Managerin Christine Bee. Eine Besonderheit der Anlage ist die integrierte Kühlstrecke. Hier kann der Teig ruhen und sich entspannen bzw. entwickeln. „Wir sind von der hohen Qualität und der Leistungsfähigkeit der Rademarker-Anlagen überzeugt und haben uns deshalb für eine Anlage aus Europa entschieden“, erklärt Geschäftsführerin Jenny Chuang.

Nachdem der Teig auf die nötige Höhe und Breite ausgerollt wurde, wird das Teigband je nach Produkt gefüllt, gefaltet und geschnitten. Die Abnahme erfolgt per Hand und die Mitarbeiter legen die Teiglinge auf Bleche ab. Es folgt die Übergabe der Bleche mit den Teiglingen in einen Stikken. Anschließend erfolgt der manuelle Transport in den Froster oder Gärraum, je nach Produkt.

„Das Thema Industrie 4.0 spielt in Malaysia und auch bei uns eine große Rolle. Wir wollen die Produktion weiter automatisieren“, so Jenny Chuang. Zudem steigen die Lohnkosten und daher erprobt die Bäckerei den Einsatz eines Transportroboters. Dieser nimmt den Stikkenwagen mit den Teiglingen auf und fährt ihn zur Weiterverarbeitung. Zudem können leere Wagen z. B. aus dem Froster wieder automatisch zum Befüllen mit Teiglingen transportiert werden.

Expansion

Heute arbeiten die Mitarbeiter in der Produktion in zwei Schichten an fünf Tagen die Woche. „Das Ziel ist die Einführung einer dritten Schicht, was mit den Anlagen von Rademaker einfach umsetzbar ist”, erläutert Jenny Chuang. Zudem werden die frischen Backwaren wie etwa Brot und Brötchen von den Mitarbeitern heute noch per Hand hergestellt. Auch dies soll sich ändern und die nächsten Automatisierungsschritte sowie ein Anbau sind bereits geplant. Das entsprechende Land bzw. das Nachbargrundstück hat das Unternehmen bereits erworben. Geplant ist der Ausbau für das Jahr 2021. „Beim nächsten Bau wird die Automatisierung noch konsequenter umgesetzt werden. Unser Ziel ist es, der Halāl-Champion der Backbrache in Asien zu werden“, so Jenny und Christine. Das Exportgeschäft möchte das Unternehmen ebenfalls weiter ausbauen. Neben China werden heute schon Kunden in Singapur, Japan, Korea und auch Australien beliefert. Ein weiteres Standbein ist der Betrieb einer eigenen Kiosk-Kette. Diese soll der Bäckerei Sydney Cake House helfen, näher am Endkunden zu sein und den Markt genau zu beobachten und damit auch auf Kundenwünsche schnell eingehen zu können.