Germar Wacker führt das neu geschaffene Segment Consumer Foods der Schweizer Bühler Gruppe. Zusammen mit Haas-Anlagen bietet das Unternehmen den Kunden der Back- und Süßwarenbranche Maschinen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an. Mehr über den Stand der Dinge erklärt der CEO im Interview.
Borchfeld: Herr Wacker, was hat sich seit der Bühler-Übernahme im Januar 2018 bei Haas, Meincke bzw. Mondomix und an den Standorten in Österreich, Dänemark und den Niederlanden verändert?
Wacker: In den Kompetenzen und Zuständigkeiten ist alles bestehen geblieben wie auch bisher. Aber es hat sich auch vieles getan. Durch die vertiefte Zusammenarbeit haben sich sehr viele neue Ansätze ergeben. So können wir unseren Kunden heute eine durchgängigere Prozesskette und integrierte Lösungen anbieten. Dies liegt auch daran, dass die Mitarbeiter von Haas und Bühler offen aufeinander zugegangen sind. Es hat sich eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen und über die Regionen hinweg ergeben. Neue Endprodukt-Kreationen sind entstanden und es gab einen regen Austausch über Technologien und über die Anforderungen der Kunden. Das Schöne ist, dass beide Gruppen eine ähnliche Kultur haben, die nun zusammengekommen sind, und dass sich die Angebote sehr gut ergänzen. Dies macht sich bei aktuellen Projekten positiv bemerkbar, da wir vom Silo bis zur Verpackung durchgängige Lösungen anbieten können.
Borchfeld: Aber es gab keine Entlassungen durch die Übernahme?
Wacker: Nein, die einzelnen Standorte bestehen weiter. Wir wollen die Technologie-Centren enger miteinander verbinden und die Standorte weiterentwickeln. Die rund 1.700 Mitarbeiter brauchen keine Angst vor den berüchtigten Synergie-Effekten haben.
Borchfeld: Wie haben die Kunden auf die Zusammenarbeit reagiert?
Wacker: Sehr gut. Haas ist führend bei Anlagen zur Waffel- und Keksproduktion. Bühler beherrscht die Müllerei und die Bäckerei und ist sehr stark bei Schokolade. Wir können nun diese Teile zusammenfügen und unseren Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette Lösungen anbieten. Unsere Kunden erkennen das große Potenzial und nehmen den Zusammenschluss sehr positiv auf.
Borchfeld: Haas setzte im Jahr 2018 rund 373 Mio. CHF um. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Wacker: Es ist ein Rekordumsatz und eine wunderbare Ausgangsbasis, um jetzt gemeinsam das Geschäft weiter zum Wachstum zu bringen.
Borchfeld: Wie ist die Auftragslage im Moment?
Wacker: Die Auftragslage ist sehr gut und wir sind auch sehr zuversichtlich, was die nächsten Jahre angeht.
Borchfeld: Wo sind die wichtigsten Märkte für Sie?
Wacker: Sicherlich sind Europa und Asien die wichtigsten Märkte für uns. Die größten Wachstumspotenziale sehen wir weiterhin in verschiedenen Regionen in Asien, aber auch in Afrika und Nordamerika sehen wir spannende Perspektiven.
Bühler setzt Wachstum fort
Die Bühler Group setzte die positive Entwicklung auch 2018 fort. So erklärte CEO Stefan Scheiber während einer Pressekonferenz: „Wir sind mit den Gesamtresultaten von 2018 zufrieden. Die Volumen entwickelten sich gut, die Gewinne lagen jedoch unter unseren Zielsetzungen. Trotz Risiken, wie etwa Handelskonflikten, sind wir mit unserem Portfolio und unserer globalen Organisation gut unterwegs. Wir schauen optimistisch in die Zukunft.“ Das Geschäftsjahr 2018 war nach Unternehmensangaben gezeichnet von weiterem organischem Wachstum in allen Geschäftseinheiten – mit Marktgewinnen, gesteigertem Auftragseingang und höherem Umsatz. Für Grains & Food nahm der Umsatz um 9,2 % auf 2,2 Mrd. CHF zu, für Advanced Materials um 5,6 % auf 705 Mio. CHF, und Haas trug 373 Mio. CHF zum Ergebnis bei. Als Folge des kombinierten organischen und akquisitionsbedingten Wachstums der Gruppe konnte Bühler den Auftragseingang um 17 % auf 3,3 Mrd. CHF steigern. Der Umsatz erhöhte sich um 22 % auf ebenfalls 3,3 Mrd. CHF, während der Auftragsbestand Ende des Jahres bei 1,9 Mrd. CHF lag (+5,9 %). Regional trugen die Märkte Europa (+28 %) und Asien (+40 %) am stärksten zum Umsatz bei. Weiter heißt es: „Nach der erfolgreichen Integration von Haas im Jahr 2018 entschloss sich Bühler, die führende Position im Consumer-Foods-Markt ab 2019 durch eine neue strategische Säule zu stärken. Mit der neuen Geschäftseinheit Consumer Foods will die Bühler Group den Fokus auf diesen wichtigen globalen Wachstumsmarkt verstärken.“
Borchfeld: Und was für Anlagen sind bei den Kunden gefragt?
Wacker: Wir haben teilweise Kunden mit einer hohen, eigenen Kompetenz. Diese wollen meistens die komplette Prozesskette selber gestalten. Und wir haben Kunden, die sich darauf spezialisiert haben, Endprodukte zu vermarkten. Dazu suchen diese einen zuverlässigen Partner. In diesem Fall stehen wir als Turnkey-Anbieter zu Verfügung.
Borchfeld: In welchen Bereichen sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Wacker: Im Waffel-Bereich haben wir bereits einen sehr hohen Marktanteil. Wachstumsmöglichkeiten sehe ich in den Bereichen Material-Handling oder Biscuits.
Borchfeld: Was für Auswirkungen hat das Bündeln der Geschäfte in den Bereich Consumer Foods auf den Kunden?
Wacker: Wir wollen in der Lage sein, unseren Kunden die Herstellung von kompletten Endprodukten so leicht wie möglich zu machen. Das heißt, wir wollen den Kunden bereits bei der Entwicklung des Produktes unterstützen und je nach Anforderungen als Partner zur Seite stehen. Zudem garantieren wir bei Turnkey-Projekten das geforderte Endprodukt, sodass sich der Kunde nicht mehr mit der Integration von einzelnen Maschinen und Anlagen auseinandersetzen muss. Wir wollen dabei die Zusammenarbeit mit Bühler so einfach wie möglich gestalten, auch was den Service, die Erreichbarkeit und die Ersatzteilversorgung und Verfügbarkeit betrifft. Zudem bieten wir unseren Kunden Spezialwissen sowie Forschung und Entwicklung an, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Wir wollen dem Kunden so Lösungen aus einer Hand anbieten und ihn als Partner begleiten.
Borchfeld: Bleiben die Marken bestehen?
Wacker: Ja, aber auf einer anderen Ebene. Wir werden die Produkte im Bereich Waffeln unter dem Namen Franz Haas weiterführen. Meinke steht für Biscuits und Kekse. Beim Mischen und bei Belüftungs-Systemen wird der Name Mondomix als Marke weitergeführt. Auf Unternehmens-Ebene wird der Name Bühler den Namen Haas ersetzen und auch die Haas-Logos werden durch das Bühler-Logo ersetzt.
Borchfeld: Herr Wacker, vielen Dank für das Interview.
Fokus Consumer Foods
Seit dem 1. Januar 2019 tritt Bühler mit dem neu geschaffenen Segment Consumer Foods am globalen Lebensmittelmarkt auf. Auch die im Jahr 2018 übernommene österreichische Haas Group ist Teil des neuen Segments. Dem Kunden werden integrierte Lösungen für die Herstellung von Waffeln, Biskuits, Backwaren, Schokoladen, Pralinés, gefüllten Produkten, Nüssen, Kaffee und mehr geboten. Haas wurde seit der Übernahme im Januar 2018 als separates Geschäft von Bühler geführt. Die neue Organisation, die alle Technologien und Lösungen im Bereich Consumer Foods in einem einzigen Segment vereint, sei der nächste logische Schritt, um Kunden durch einen einzigen Kontakt zu bedienen. Die Leitung des neuen Segments obliegt Germar Wacker, bislang CEO von Haas, der durch die neue Ausrichtung zudem Mitglied der Konzernleitung der Bühler Gruppe wurde. Germar Wacker, nun CEO Consumer Food, kommt gebürtig aus dem Raum Stuttgart und hat in Deutschland sowie den USA Betriebswirtschaftslehre studiert. Wacker begann seine berufliche Laufbahn in der Automobil-Industrie. Anschließend war er bei einem Hersteller von Technik für den Schienenverkehr tätig.