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b+b-2019-01-Expertentreff in Berlin

Ca. 180 Experten trafen sich zur 48. Wissenschaftlichen Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung e.V.

Rund 180 Experten des deutschen Getreide- und Backgewerbes sowie der Wissenschaft und der Zulieferindustrie trafen sich im Januar in Berlin zur 48. Wissenschaftlichen Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung e.V. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, der Beuth Hochschule für Technik Berlin, dem Max Rubner-Institut, Detmold, und dem Institut für Getreideverarbeitung, Nuthetal, statt. Verschiedene Referenten informierten die Teilnehmer über das Thema „BIG DATA im Dienste der Lebensmittelversorgung und -sicherheit“.

So referierte z. B. Rechtsanwalt Guido Seedler, Deutscher Raiffeisenverband e.V., Berlin, über die Digitalisierung des Weltagrarhandels. Der Experte beleuchtete den weltweiten Getreidehandel und erklärte die logistischen Herausforderungen dabei. Perspektivisch könnten marktrelevante Daten möglicherweise in Echtzeit erhoben und ausgewertet werden, so Seedler. Ob dies erreicht werden kann, hänge von der Qualität der Daten ab.

Die Bedeutung der Stärkeindustrie in der Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln unter Big-Data-Aspekten war das Thema von Michael vom Dorp, Cargill Deutschland GmbH, Krefeld. Zwar befände sich das Thema Big Data in vielen Branchen erst am Anfang, aber der Referent erklärte an verschiedenen Branchen, wie z. B. bei der Fischzucht oder der Milchwirtschaft, wie Unternehmen gezielt Daten sammeln, um unter anderem die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.

Dr. Lutz Popper, Mühlenchemie GmbH & Co. KG, Ahrensburg, informierte die Tagungsteilnehmer über das Thema „Mehlbehandlung und Mehlanreicherung im Kontext des globalen Weizen- und Mehlhandels“. Der Experte erklärte die Einflüsse und Entwicklungen des Welthandels im Bereich Weizenmehl. So werden weltweit rund 700 Mio. Tonnen Weizen angebaut. Zudem erklärte Dr. Popper, dass Weizen durch seine große Bedeutung für die Ernährung auch eine starke strategische Bedeutung erlangt hat. So könnte Weizen teilweise als politisches Druckmittel verwendet werden.

Über Chancen und Risiken von Big Data für unternehmerische Analyse- und Entscheidungsprozesse sprach Prof. Dr. Rüdiger Zarnekow, TU Berlin. So stellen die rasant wachsenden Datenmengen Unternehmen vor die Herausforderungen, diese Datenmengen zu speichern, zu verwalten und zu analysieren. Chancen ergeben sich z. B. durch eine effizientere Unternehmensführung, die Massenindividualisierung von Produkten oder durch die Gestaltung von intelligenten Produkten.

Prof. Dr. Peter Köhler, biotask AG, Esslingen am Neckar, referierte über den Einfluss der Ausweitung und Intensivierung der Datenerhebung auf die Lebensmittelsicherheit. So sei die vorbeugende Erhebung von Daten zu kritischen Inhaltsstoffen zu empfehlen. Als gute Beispiele für vorbeugendes Krisenmanagement nannte der Experte das Europäische Getreidemonitoring und das Ölsaaten-Monitoring.

Simone Schiller, Geschäftsführerin Fachzentrum Lebensmittel DLG, Frankfurt am Main, ging auf den Zusatznutzen aus Datenerhebungen bei Qualitätsprüfungen von Backwaren ein. Zudem referierten Dr. Christian Faber, Zeppelin Systems, Rödermark, und Sebastian Wessels, WP Kemper, Rietberg, über den DymoMix. Dr. Katarina Scherf, Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie, TU München, erklärte das Wheatscan-Projekt und Dr. Jochen Ulrich Ziegler, Lipoid GmbH, Ludwigshafen, informierte über biofunktionelle Inhaltsstoffe alter und neuer Weizenarten in der Ernährung.

Wissenschaftlicher Förderpreis 2019

Der Verband Deutscher Großbäckereien hat den wissenschaftlichen Förderpreis 2019 an die Lebensmittelchemikerin Dr. Kathrin Schalk verliehen. Sie erhält die Auszeichnung für ihre Dissertation zur Entwicklung neuer Methoden, um den Glutengehalt von Lebensmitteln zu bestimmen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Armin Juncker, betonte den hohen Praxisbezug ihrer Arbeit: „Menschen, die an Zöliakie erkrankt sind, müssen sich darauf verlassen können, dass die Lebensmittel glutenfrei sind. Die Preisträgerin hat neue Wege aufgezeigt, um die Sicherheit von glutenfreien Produkten zu gewährleisten.“ Bei der jetzt überwiegend verwendeten Methode habe die Gefahr bestanden, dass Glutengehalte oftmals über- oder unterbestimmt würden. Der Förderpreis wurde am 17. Januar 2019 anlässlich der 48. Wissenschaftlichen Informationstagung der Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für Getreideforschung in Berlin verliehen. Dr. Schalk hat ihren Doktortitel bei Prof. Dr. Peter Köhler an der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in Freising erworben. Der Titel ihrer Dissertation lautet „Entwicklung zielgerichteter massenspektrometrischer Methoden zur Quantifizierung glutenspezifischer Peptide in Lebensmitteln“. In ihrer Arbeit hat Dr. Schalk gezeigt, dass es möglich ist, mittels Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie den Glutengehalt von (glutenfreien) Lebensmitteln zu ermitteln.

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Die Preisträgerin Dr. Kathrin Schalk (Mitte) mit Armin Juncker (rechts) und Prof. Dr. Peter Köhler bei der Verleihung in Berlin

Preisverleihungen

Neben den Vorträgen wurden während der Veranstaltung verschiedene Preise verliehen. So hat z. B. der Verband Deutscher Großbäckereien den wissenschaftlichen Förderpreis 2019 an die Lebensmittelchemikerin Dr. Kathrin Schalk verliehen (siehe Kasten). Weitere Auszeichnungen erhielten:
Den Förderpreis der Bäcker-Innung Berlin erhielt Ann-Marie Kalla. Sie erhält den Preis für die im Rahmen ihrer an der Technischen Universität angefertigten Bachelorarbeit mit dem Titel „Pflanzenfasern und Proteine zur Anreicherung in Rührkuchen – Einfluss ihrer technofunktionellen Eigenschaften auf die Produktmerkmale“.

Nastasja Gärtner wurde in diesem Jahr mit dem zweiten der beiden Förderpreise der Bäcker-Innung Berlin ausgezeichnet. Sie erhält den Preis für die im Rahmen ihrer Bachelorarbeit erbrachte wissenschaftliche Leistung mit dem Titel „Untersuchungen zum Einfluss der Trocknung auf die Gewinnung verschiedener Biopolymere aus Insektenmehl am Beispiel von Heimchen (Acheta domesticus)“.

Den Bernhard-van-Lengerich-Forschungspreis für innovative Forschungstätigkeiten von Nachwuchswissenschaftlern/-innen auf dem Gebiet der Lebensmittelwissenschaften erhielt Dr. Maria Magdalena Wolz. Aus ihrer Dissertation „Thermal aggregation of whey proteins under shear stress and the effects on microparticulation in a high moisture extrusion process“ geht ihr Beitrag zur Fortentwicklung des Standes der Technik auf dem Gebiet der Herstellung von Mikropartikulaten aus Molkenprotein hervor.

Prof. Dr.-Ing. Rudolf W. Klingler wurde mit dem Preis der Bäckermeister Alfred Kühn Stiftung geehrt. Er erhielt die Ehrung für sein vorbildliches Schaffen in der Nachwuchsförderung und Wissenschaft zum Wohle des Backgewerbes.