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b+b-2018-06-Pizza rund um die Uhr

Argentien Flag

Die Grupo Almar gehört zu den größten Backwarenherstellern in Argentinien. Im Interview erkärt Luis Videla, CEO und Inhaber der Grupo Almar, mehr über den Markt und die Herausforderungen.

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Die vorgebackenen Pizzas werden in die Kühlung weitergeleitet und anschließend einzeln verpackt

Borchfeld: Herr Videla, können Sie uns mehr über die Grupo Almar erzählen?
Videla: Die Grupo Almar hat ihren Anfang im Jahr 2002, mit einem Laden in Buenos Aires, in der Nähe des heutigen Bäckerei-Standorts. Dieses Gebiet war ein alter Privatflughafen, und wir kauften einen der Hangare und bauten ihn zu einer Bäckerei um. Wir begannen mit der Produktion von Kuchen. Innerhalb von drei Jahren wuchs das Unternehmen von einem Laden auf 16 Verkaufsstellen an. Weil die Arbeitskosten stiegen, aber auch, weil wir unterschiedliche Supermarktketten mit Produkten belieferten, mussten wir die Unternehmensstruktur neu überdenken. 2013 hatte unser Werk 700 Beschäftigte. Weil wir nicht über die notwendigen Fertigungsanlagen verfügten, war unsere Produktionskapazität beschränkt. Das war der Grund, warum wir entsprechende Maschinen kauften: Für Medialunas, argentinische Croissants, und Pizza kauften wir eine Croissant- und Pizzalinie von Rademaker. Wir haben außerdem eine Brotlinie von Mecatherm. Diese Entwicklung erlaubte es uns, unsere Produktionskapazität zu verzehnfachen, während wir gleichzeitig die Beschäftigtenzahl von 700 auf 290 zurückfahren konnten. Unsere jüngsten Investitionen waren eine Kastenbrotlinie, eine Bun-Linie mit einer Kapazität von 9.000 kg pro Stunde, und wir haben unsere Kuchenlinie aufgerüstet. Wir haben heute ein Gesamtsortiment von 200 Produkten. 2014 starteten wir eine Kette von Franchise-Läden, und inzwischen haben wir um die 50 dieser Läden. 2018 werden wir insgesamt 80 Franchise-Läden haben.

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Luis Videla, CEO und Inhaber von Grupo Almar

Grupo Almar hat von Rademaker eine multifunktionale Pizzalinie gekauft, die neben Pizzaböden auch Fladenbrote und Cracker produzieren kann. Die Gruppe stellt insgesamt 200 verschiedene Produkte her. Pizzaprodukte machen 8 % der Gesamtproduktion des Werks aus. Zuletzt hat das Unternehmen in die Produktion von Eis am Stil expandiert.

Borchfeld: Produzieren Sie Pizza rund um die Uhr?                                                               Videla: Wir produzieren Pizza täglichen in drei Schichten, und nach jedem Produktionsdurchlauf haben wir vier Stunden, um die Produktionslinie zu säubern.

Borchfeld: Wie hat sich das Unternehmen auf dem heutigen Markt aufgestellt, und wo können die Kunden die Pizza kaufen?
Videla: Unsere Philosophie ist es, große Mengen zu einem niedrigen Preis zu produzieren. Unsere Kunden können unsere Pizza in unseren eigenen Franchise-Läden und im Supermarkt kaufen. Wir liefern Pizza in Buenos Aires und in andere Gegenden Argentiniens. Unsere Bäckerei befindet sich in der Mitte eines Wohngebiets, und wir haben einen Laden direkt bei der Fabrik. Viele Leute aus der Gegend kommen hierher, um bei uns einzukaufen.

Borchfeld: Welche Produkte stellen Sie her, und wie viel produzieren Sie pro Jahr?
Videla: Wie schon gesagt, wir produzieren insgesamt 200 verschiedene Produkte. Insgesamt produzieren wir 1.200 Tonnen Produkte pro Monat. Unsere Bäckerei stellt sowohl frische als auch gefrorene Produkte her. Bei der Pizza, die wir produzieren, handelt es sich um „vorgebackene Pizzas“, d. h. Pizzaböden mit Tomatensoße oben drauf. Diese werden zu 80 % ausgebacken, einzeln verpackt und dann verkauft. Die Kunden können ihre Pizza dann zu Hause belegen und selbst fertigbacken. Dies ist für unsere Kunden die preiswerteste Art und Weise, Pizza zu konsumieren. Der große Unterschied im Vergleich mit Europa ist, dass in Argentinien eine gefrorene, belegte Pizza im Supermarkt rund 10 EUR kostet. Das ist mehr, als die meisten Argentinier für eine Mahlzeit ausgeben können. Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, Pizza zu einem fairen Preis zu essen.

Informationen zur Pizzalinie

Nach dem Knetvorgang werden die Teigchargen einem Chunker und einem Teigbandformer zugeführt. Die Stärke des Teigbandes wird reduziert. Es folgt ein Rademaker-Gärsystem. Nach dem Gären wird das Teigband in seine endgültige Form gebracht. Es können dabei unterschiedliche Größen und Formen produziert werden. Der überschüssige Teig wird automatisch in Sammelbehältern aufgefangen und wieder dem Teigknetsystem zugeführt. Auf diese Weise gibt es keine Teigabfälle. Abschließend wird die Tomatensoße auf die Pizzas aufgebracht.

Auf jede einzelne Pizza werden drei Streifen Soße aufgebracht. Die Tomatensoße wird mit einer rotierenden Verteilungsvorrichtung gleichmäßig überall auf der Pizza verteilt. Dabei wird der Rand ausgespart. Anschließend durchlaufen die Pizzas dann den Ofen, wo sie zu 80 % ausgebacken werden. Nach dem Backvorgang werden die Pizzas abgekühlt und einzeln in Klarsichtplastikbeuteln verpackt. So gelangen die Gebäcke dann in den Handel bzw. in den Verkauf.

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Borchfeld: Wie würden Sie den Pizzamarkt in Argentinien beschreiben? Ist es ein wachsender Markt?
Videla: Belegte Pizza aus der Verpackung ist für die meisten Argentinier zu teuer. Daher ist der Markt für fertig belegte Pizza nicht so groß wie anderswo auf der Welt. Der Vertrieb von Pizza aus der Tiefkühltruhe im Laden direkt in den Gefrierschrank zu Hause funktioniert hier nicht; aber vorgebackene, gefrorene und dann im Laden ausgebackene Pizza verkauft sich. Daher glauben wir, dass unsere Herangehensweise an den Markt die richtige ist. Man sieht es am Umsatz. Und wir sehen bei dieser Art, den Kunden unsere Pizza anzubieten, immer noch Wachstumspotenzial.

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 Der neueste Grupo Almar-Laden in Buenos Aires

Borchfeld: Würden Sie sich als die Nr. 1 in Argentinien beschreiben, und wer sind Ihre Wettbewerber?
Videla: Wir würden uns nicht als die Nr. 1 beschreiben; eher als die Nr. 2. Unser größter Wettbewerber ist Bimbo.

Borchfeld: Was für Produkte sind besonders erfolgreich, und warum? Welche Trends erkennen Sie?
Videla: Für uns als Bäckerei ist die Baguette-Linie am wichtigsten, dicht gefolgt von der Medialunas-Linie. Der Croissants-Markt hat sicherlich Wachstumspotenzial. Die Trends hier in Argentinien unterscheiden sich von denen in Europa. Es gibt zum Beispiel keinen Trend hin zu Clean-Label-Produkten. Hier in Argentinien haben wir einen sehr stark preisbestimmten Markt; man muss billig verkaufen oder man verkauft nichts. Die Bevölkerung kauft zu 95 % Billigprodukte; Qualitätsprodukte sind nicht sehr gefragt. Um große Mengen zu produzieren, müssen Sie preiswert sein.

Borchfeld: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Videla: Der Planungshorizont unserer Bäckerei sind zwei Jahre. Und da sehen wir eine Expansion, die maximal 80 Franchise-Läden bedienen kann. Im Moment besteht der traditionelle Bäckerei- und Pizzamarkt zu 94 % aus kleinen, lokalen Bäckereien im Familienbesitz und nur zu 6 % aus Großbäckereien wie der Grupo Almar. Doch der Markt verändert sich langsam; es ereignet sich ein natürliches Wachstum der Industriebäckereien im Vergleich zu den Handwerksbäckereien. Die Grundfläche der lokalen Bäckereien schrumpft; sie umfasst heute im Allgemeinen 100 m2 pro Geschäft, einschließlich der Backstube. Daher gehen wir davon aus, dass wir in den kommenden Jahren unseren Marktanteil steigern und expandieren werden.

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Die vorgebackenen Pizzas werden einzeln verpackt und dann verkauft

Borchfeld: Wie sind Sie auf die Rademaker-Linien verfallen?
Videla: Ich habe Rademaker schon 2006 auf der IBIE-Fachmesse in Las Vegas kennengelernt. Wir sind dann in Kontakt geblieben und haben begonnen, ernsthafte Gespräche über unsere Pläne und Rademakers Beitrag dazu zu führen.

Borchfeld: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Rademaker von Europa aus?
Videla: Wir können ehrlich sagen, dass sie sehr gut ist. Wir sind mit unserer Zusammenarbeit mit Rademaker sehr zufrieden. Rademaker hat den besten Kundendienst auf dem Markt. Ich schätze, wir stehen etwa zwei- bis dreimal jährlich in Kontakt und bringen einander auf den neuesten Stand über das, was so passiert, aber auf Kundendienstebene sind die Kontakte häufiger. Unsere technische Abteilung steht in direktem Kontakt mit Rademaker Service, falls es ein technisches Problem gibt oder wir ein Ersatzteil brauchen. Was die Maschinen angeht, so fahren wir täglich drei Schichten, und die Rademaker-Maschinen haben sich als sehr zuverlässig erwiesen, mit einem guten Design. Die Wartung ist aufgrund des guten Reinigungszugangs einfach.

Borchfeld: Herr Videla, wir danken Ihnen für das Gespräch.