Produktionsplanungssysteme für die Backwarenbranche bringen mehr Flexibilität und senken die Kosten. Am besten eignen sich Systeme, die direkt in der ERP-Software integriert sind.
Top-Qualität, garantierte Frische, Lieferung just in time – und das alles zum günstigen Preis. Die Kunden der Backwarenproduzenten sind anspruchsvoll. Zunehmend komplexer werden auch die Produktionsprozesse, denn die Endverbraucher wollen Vielfalt. Produkte mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Inhaltsstoffen und Verpackungen. Und die Zeitspanne zwischen Auftragseingang und Auslieferung wird immer kürzer. Mehr noch: Oft müssen eilige Aufträge dazwischengeschoben werden. Vor allem der Handel erwartet, dass auch kurzfristige Aufträge termingerecht geliefert werden.
Dann kann es schnell hektisch werden: Welcher Auftrag muss als Erstes gefertigt werden? Sind genügend Rohstoffe auf Lager? Wie lange laufen die Verpackungslinien noch? Es versteht sich von selbst, dass in dieser Situation und bei steigender Variantenvielfalt und zunehmendem Produktionsvolumen kein Mensch den Überblick bewahren kann.
Alle Bereiche müssen einbezogen werden
Und auch traditionelle Planungswerkzeuge tun sich schwer damit, die Auswirkungen kurzfristiger Verschiebungen oder ungeplanter Downtimes von Maschinen und Anlagen auszugleichen. So ergibt sich häufig ein zu ungenaues Bild, das am Ende zu Ineffizienzen, hohen Kosten und sinkender Liefertreue führt.
Genauer und gleichzeitig flexibler sind IT-gestützte Produktionsplanungs- und-steuerungssysteme, die eigens für die Backwarenproduktion entwickelt wurden. Im Idealfall nutzen Betriebe keine Insellösungen, sondern ein im ERP-System integriertes Programm. Denn als Datendrehscheibe ist nur das ERP-System in der Lage, alle wichtigen Unternehmensbereiche wie Beschaffung, Lagerverwaltung, Disposition und Absatz sowie die Produktionsvorgaben und die einzelnen Produktionsbereiche nahtlos mit in den Planungsprozess einzubinden. Weitere wichtige Kriterien, die das Produktionsplanungssystem erfüllen muss:
+ Es sorgt dafür, dass Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe optimal geplant werden und die richtigen Rohstoffe in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Maschinen zur Verfügung stehen.
+ Es ermöglicht sowohl eine Grobplanung als auch eine Feinplanung.
+ Dabei plant es die optimale Reihenfolge, um die Aufträge so zu produzieren, dass möglichst geringe Rüstzeiten anfallen. Dies ist insbesondere bei Betrieben mit vielen Produkten wichtig. Entscheidende Einflussfaktoren bei der Reihenfolgeplanung sind etwa die Inhaltsstoffe (Allergene/GMO) sowie betriebliche Vorgaben. Die Reihenfolgen sind Vorgabewerte und müssen leicht veränderbar sein, wobei die Auswirkungen auf den Produktionsablauf direkt erkennbar sein müssen.
+ Das System muss über flexible Tools verfügen, um kurzfristige Änderungen sinnvoll einzutakten.
+ Das System muss in kleinen und großen Planungsumgebungen eingesetzt werden können.
+ Es sorgt dafür, dass auf allen Herstellungsstufen und in den einzelnen Abteilungen eine gleichbleibend hohe Auslastung entsteht. So wird z.B. vermieden, dass es in einer Abteilung viele Überstunden gibt, während die Mitarbeiter einer anderen Abteilung nicht ausgelastet sind.
+ Instandhaltungsaufträge müssen ebenfalls mit geplant werden.
+ Es stellt sicher, dass die interne Lagerwirtschaft optimiert wird.
+ Es muss an die Aufgabenstellung des Planenden und dessen Arbeitsweise angepasst werden können.
Software orchestriert die Produktion
Neben diesen „Must-haves“ ist es wichtig, dass die Software über verschiedene Planungsszenarien verfügt. Erst dann kann sie die Produktion optimal orchestrieren und gleichzeitig genügend Flexibilität für die Planer lassen.
Die Produktionsplanung im CSB-System etwa bietet den Anwendern langfristige, mittelfristige und kurzfristige Planungsszenarien. Mit dem Planungswerkzeug lassen sich auch unter schwierigen Bedingungen, die aufgrund volatiler Bestellverhalten und einer großen Einheitenvielfalt entstehen, alle Produktions-Ressourcen wie Mensch, Maschine und Material planen, organisieren und steuern. Das sorgt für die nötige Frische, eine optimale Auslastung der Maschinen, eine schnellere Durchlaufgeschwindigkeit und eine hohe Lieferbereitschaft. Über eine individuell konfigurierbare Planungsmatrix werden die relevanten Informationen wie Aufträge, verfügbare Mengen, Stücklisten, Restriktionen und Verfahren mit der zeitlichen Dimension verknüpft und in übersichtlicher Matrixform dargestellt. Ob langfristig, mittelfristig oder kurzfristig – die Planung basiert dabei immer auf demselben Programm. Der Ablauf ist meist dreistufig: Zunächst wird die Planungsmatrix aufgebaut, der Planer bzw. Disponent kann dann die errechnete Produktionsmenge überarbeiten, anschließend wird der Produktionsplan für die nächsten Stufen im Planungsprozess aufbereitet. Dabei definiert jedes Unternehmen selbst – häufig produktgruppenbezogen –, was es unter langfristiger, mittelfristiger oder kurzfristiger Produktionsplanung versteht. Wichtig ist nur, dass der Planer bei jedem zeitlichen Horizont unterstützt wird.
Langfristige Planung
Auf Basis der statistischen Absatzdaten wird der Produktionsplan auf Jahres-, Quartals- oder Monatsebene erstellt. Ergänzt wird die Planung um die Budgetwerte und die darauf aufbauende Liquiditätsplanung. Im Abgleich mit der prognostizierten Auftragslage und der damit verbundenen kapazitativen Auslastung erfolgt die Langfristplanung. Die Verkaufsdaten über alle Kunden im Jahresvergleich gehen in die langfristige Produktionsplanung ein. Die so gewonnenen Informationen können zur Liquiditätsplanung und für Rahmenvereinbarungen mit Lieferanten herangezogen werden. Die langfristige Planung hilft auch bei strategischen Investitionsentscheidungen, z. B. wenn es darum geht, neue Maschinen zu kaufen.
Mittelfristige Planung
Hier geht es darum, dass die zu einem Zeitpunkt X benötigten Rohstoffe auch wirklich in der richtigen Menge und Qualität im Betrieb sind. Die mittelfristige Planung basiert auf den Planwerten der Langfristplanung und wird z. B. auf Wochenebene erstellt. Die geplanten Kapazitäten werden mit den vorhandenen abgeglichen und ein Produktions- und Ablaufplan berechnet. Der kapazitäts- und bedarfsorientierte Produktions- und Maschinenbelegungsplan weist den Bedarf an Material, Mensch und Maschinen für die gewünschten Perioden aus. Die optimierten Rezepturen für den kompletten Wochenproduktionsplan fließen in die Beschaffungsoptimierung ein, um die Materialkosten zu senken.
Kurzfristige Planung
Die Kurzfristplanung schließlich berücksichtigt die Ergebnisse der beiden vorangegangenen Planungsstufen und ergänzt die Planung um die operativen Daten aus dem ERP-
System und der Intralogistik. Die entscheidende Frage lautet hier: Wie produziere ich meine Aufträge mit dem maximalen Auslastungsgrad bei minimalem Ressourceneinsatz? Die Planungsergebnisse werden durch die Produktionsauftragsverwaltung in Fertigungsaufträge umgewandelt. Beschaffungs- und Absatzaufträge sowie Lagerdaten werden online berücksichtigt. Die prozessoptimierte Maschinen- und Linienbelegung wird vorgegeben und am Leitstand kann der Fertigungsfortschritt in Echtzeit angezeigt und überwacht werden. Das Störungs- und Instandhaltungsmanagement ist integriert.
Abhängigkeiten werden sichtbar
Am Ende des Planungsprozesses sind nur noch wenige Fragen offen: Die Produktionsaufträge werden automatisch auf die Maschinen und Linien in Produktion und Verpackung verteilt und das Personal automatisch nach Qualifikation und Verfügbarkeit eingeteilt. Der perfekte Plan also? Nein, denn den gibt es im Grunde gar nicht: Feiertage, Aktionsgeschäfte und nicht zuletzt das Wetter haben einen enormen Einfluss auf den Absatz und damit auch direkt auf die Produktionsplanung.
Dann ist es gut, wenn die Software nicht nur die Vergangenheitsdaten mit in die Planung einbezieht, sondern auch flexibel genug ist, um die Planung zu modifizieren. Einer der größten Vorteile der CSB-Produktionsplanung besteht darin, dass Abhängigkeiten – die zum Beispiel aufgrund der Fertigungsmethode, der maschinellen Auslastung, des Personals oder der Produkte selbst bestehen – visualisiert werden. Auch eine mögliche Unter- oder Überdeckung und Produktionsverzögerungen werden schnell sichtbar gemacht, sodass die Produktionsleitung rechtzeitig gegensteuern kann. So können die Überstunden der Mitarbeiter reduziert, die Rüstzeiten und die unproduktiven Zeiten minimiert und die Kosten gesenkt werden.
Aber wurde auch alles so erledigt wie geplant?
Planung ist die halbe Miete, sagt ein Sprichwort. Aber der beste Plan nützt nichts, wenn es am Ende doch anders gemacht wird. Unbedingt empfehlenswert ist es daher, die Produktionsplanung in Kombination mit der Betriebsdatenerfassung zu organisieren. Nur so haben die Verantwortlichen gleichzeitig ein zuverlässiges Feedback in Form eines Soll-Ist-Vergleichs – im Büro oder auch mobil. Durch ein Produktionsmonitoring in Echtzeit können sie schnell steuernd eingreifen, aber auch wichtige Erkenntnisse gewinnen, etwa um Herstellungsprozesse langfristig zu optimieren, Abläufe effektiver zu gestalten und Ausschuss zu reduzieren. Denn zukünftig, so viel steht wohl fest, wird es darauf ankommen, mehr zu produzieren und dabei weniger zu verbrauchen.
Timo Schaffrath, CSB-System AG, Geilenkirchen