Nach ersten Schätzungen wird der deutsche Bio-Lebensmittelmarkt 2020 mit über 14 Mrd. EUR (Umsatz) eine neue Bestmarke erreichen. Das wäre ein Plus von 17 % gegenüber dem Vorjahr.
Seit November 2020 betreibt die Fritz Mühlenbäckerei eine eigene Filiale auf dem Münchner Viktualienmarkt
Baumfalk: Wie hat sich das Jahr 2020 für die Fritz Mühlenbäckerei entwickelt?
Vogel: Sehr turbulent, mit einigen Höhen und Tiefen. In Summe zufriedenstellend mit einem guten Umsatzwachstum durch Neugeschäft.
Baumfalk: Gab es deutliche Unterschiede in den Sortimenten?
Vogel: Wir verzeichneten ein starkes Wachstum im verpackten Bereich. Brot wächst stärker als Semmeln, süß eher weniger.
Baumfalk: Haben Sie Ihr Marketing verändert?
Vogel: Nein, es gab keine große Veränderung. Die Eröffnung zweier neuer Filialen (München Müllerstr. 46 und auf dem Münchner Viktualienmarkt) führte zu einer besseren Wahrnehmung der Marke Fritz bei den Verbrauchern.
Baumfalk: Beliefern Sie heute neue Absatzkanäle, z. B. Foodservice, Online-Handel?
Vogel: Den Online-Handel beliefern wir schon länger über Partner. 2020 gab es deutliche Zuwächse.
Baumfalk: Hat sich das Interesse der Verbraucher an Bio-backwaren verändert?
Vogel: Auf jeden Fall! Gerade im Bereich Brot stellen wir ein großes Umdenken fest. Der Verbraucher legt mehr Wert auf Qualität, Regionalität und Bio (und zwar in dieser Rangordnung). Der Preis rückt aus dem Fokus.
Baumfalk: Sind neue Verbrauchergruppen dazugekommen?
Vogel: Nein.
Baumfalk: Sind die Veränderungen auf der Verbraucherseite Ihrer Einschätzung nach vor allem eine langfristige Entwicklung oder besonders von der Corona-Krise angeschoben worden?
Vogel: Wir haben bereits vor Corona einen solchen Trend festgestellt. Dieser wurde aber nochmals verstärkt und beschleunigt. Wir gehen von einer langfristigen positiven Entwicklung, also einem nachhaltigen Umdenken beim Verbraucher im Bereich Qualität und Genuss bei Brot und Backwaren aus. Abzuwarten bleibt, ob sich der Trend hin zum Außer-Haus-Verzehr (durch Corona gestoppt bzw. umgekehrt) wieder fortsetzt.
Die Fritz Mühlenbäckerei
Mit rund 60 Mitarbeitern produziert die Fritz Mühlenbäckerei GmbH hochwertige Bio-Backwaren in Aying nahe München. Das Unternehmen ist Bioland-zertifiziert, die Geschäftsführung liegt in den Händen von Fritz Schlund und Dirk Hauschild. Im Vertrieb ist man breit aufgestellt. Neben 60 Bio-Fachgeschäften beliefert die Bio-Bäckerei 700 Wiederverkäufer und vier eigene Filialen, darunter ist seit November 2020 auch ein Store auf dem bekannten Münchner Viktualienmarkt.
Baumfalk: Lockdown im Frühjahr, Lockdown light im Herbst und später ein strenger Lockdown – welche Auswirkungen hat das auf Ihr Geschäft gehabt bzw. hat es noch?
Vogel: Wir haben folgende Auswirkungen gespürt:
1. Lockdown Frühjahr: Starker Anstieg durch Hamsterkäufe im März, totaler Absturz im April, teilweise Thekenschließungen durch Personalausfall bei den Lieferkunden.
2. Lockdown light: Das geänderte Einkaufsverhalten (Frequenz) führte zu Einbußen bei Schnelldrehern und Impulskäufen (süße Artikel). Die tägliche Kundenzahl sinkt, der Bonschnitt steigt stark.
3. Strenger Lockdown: Wir erwarten kaum Änderungen zum Lockdown light.
Baumfalk: Wie sieht die Preisentwicklung bei Rohstoffen und Produkten aus?
Vogel: Momentan haben wir einen relativ stabilen Rohstoffmarkt. Die Personalkosten steigen allerdings stark, da die Umsetzung von Coronamaßnahmen hier einiges an Komplexität mit sich bringt.
Nach einer moderaten Preiserhöhung im November 2019 prüfen wir momentan die Möglichkeiten bzw. Notwendigkeiten einer Preisanpassung in bestimmten Bereichen für den November 2021.
Baumfalk: Was werden 2021 die größten Herausforderungen für die Fritz Mühlenbäckerei und die Biobackbranche sein?
Vogel: Das Jahr 2021 wird für uns ein „Nach-innen-wachsen-Jahr“. Wir haben uns viele strukturelle Ziele gesetzt, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Mit unserer Kundenstruktur, dem Naturkostfachhandel, dem LEH, den eigenen Läden sowie dem Online-Handel mit Partnern und Spezialsortimenten sind wir sehr gut aufgestellt. Unsere Zukunftschancen sehen wir sehr positiv. Insgesamt wird sich die Biobackbranche weiterhin sehr positiv entwickeln. Der starke Fokus auf Bio im Discount wird hier seinen Teil beitragen.